Pet Shop Boys machen Ballett

Pet Shop Boys machen Ballett
Das erste Ballett der Pet Shop Boys hatte im Festspielhaus St. Pölten Premiere. Es war ein Multimedia-Spektakel um eine unglaubliche Uhr.

Um die Bürger in seinem Reich zu motivieren, ruft der König zu einem Bewerb auf: Derjenige, der ihm "das unglaublichste Ding" bringt, bekommt die Hälfte des Königreichs und die Hand seiner Tochter. Eine dafür gebaute Uhr, die das Universum repräsentiert und zum Leben erwacht, bestimmt das Geschehen von "The Most Incredible Thing".

Aus diesem Märchen von Hans Christian Andersen hat das britische Electropop-Duo Pet Shop Boys – zusammen mit Regisseur und Choreograf Javier De Frutos – ein Ballett kreiert. Ein "erzählerisches Tanzstück auf den Spuren von Tschaikowsky – allerdings mit moderner Musik" wollte das Trio schaffen. Doch nach der Österreich-Premiere von "The Most Incredible Thing" im Festspielhaus St. Pölten herrschte über den Inhalt der im Detail dann doch wohl zu komplexen Story Verwirrung.

Videoeinspielungen

Und das, obwohl De Frutos mit jeder Menge Videos und schriftlichen Hilfen arbeitet: Beim Aufruf zum Wettbewerb erzählen eingeblendete "Untertitel", was vorgeht. Die Tänzer, die etwa dem Vierer der unglaublichen Uhr entspringen und die Jahreszeiten repäsentieren, haben plakativ "Spring" und "Summer" auf ihren Dressen stehen. Trotzdem bot die Musik der Pet Shop Boys wesentlich mehr Anhaltspunkte für das Geschehen: Ihre Mischung aus orchestralen Ballett-Klängen und Techno-Beats machte die Stimmungen der Szenen gekonnt greifbar. Etwa die bedrückende Angst der Prinzessin, wenn sie den Schurken Karl heiraten muss, der die Universum-Uhr zerstört hat und – weil das noch unglaublicher ist als die Uhr – zum Sieger erkoren wurde.

Oder wenn zu Beginn das soziale Klima im Königreich dargestellt wird, die Bürger zu monotonen Rhythmen malochen. Auch die choreografische Umsetzung der Gefühle der Hauptfiguren ist gelungen. Herausragend Clemmie Sveaas als Prinzessin, auch Ivan Putrov in der Rolle des Schurken Karl. Am Ende hätte man gern mehr von ihnen gesehen. Aber in einem Stück, in dem eine Uhr die Hauptrolle spielt, aus jeder ihrer Zahlen mindestens genauso viele Figuren entspringen, war das wohl nicht möglich.

Alle Charaktere und ihre Handlungen erfassen konnte in St. Pölten nur, wer das Märchen gelesen hatte. Für den Rest war es ein unterhaltendes Spektakel – ohne Mehrwert zum nach Hause nehmen.

KURIER-Wertung: *** von *****

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