Perlwein und Gangnam-Tanz
Wasser? Ich bin in Wien. Champagner bitte!“ Nachdem er zwei Mal danach gefragt hatte, bekam Lionel Richie bei seinem Konzert in der Wiener Stadthalle Donnerstagabend doch noch sein Glas Perlwein auf die Bühne geliefert. Und lieferte zum Dank seinerseits einen Hit nach dem anderen – „Easy“ und „Sail On“ aus den Commodores-Zeiten, „Say You, Say Me“, „Hello“ und, und, und . . .
Das geht, weil Richies aktuelle CD „Tuskegee“ ein Greatest-Hits-Album mit Neuaufnahmen seiner Klassiker im Country-Sound ist, er mit der Show nichts Unbekanntes vermarkten muss. Aber auch, weil die Motown-Legende prinzipiell uneitel ist und sichtlich auch gerne die Erwartungen seines Publikums erfüllt.
So plaudert der 63-Jährige mit Humor und Selbstironie über die lange Beziehung, die er zu den Wienern hat. Dazu gibt’s bei „All Night Long“ ein Techno-Intermezzo mit einer „Gangnam Style“-Parodie. Und die Story zur Inspiration von „Three Times A Lady“, das er geschrieben hat, nachdem sein Vater seiner Mutter ein derartiges Kompliment gemacht hatte. Trotzdem dauert es in der Stadthalle diesmal, bis die Richie die 6.200 Besucher von den Sesseln holen kann. Denn anfangs hat das Set ein bisschen zu viele von den typischen Schmuse-Balladen, die Band nicht den Drive, den man von Richie-Shows gewöhnt ist. Der Gitarrist wäre wohl lieber bei Van Halen, setzt rockige Soli in den Soul-Funk-Sound, die wie ein Fremdkörper wirken.
Doch mit der ersten Tanznummer „Dancing On The Ceiling“ zur Halbzeit – und vielleicht der Wirkung des Champagners – wird’s inspirierter, kompakter, bekommt Dynamik und Leben. So dass es bei den Zugaben dann doch keinen mehr im Sessel hält.
KURIER-Wertung: *** von *****
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