Pepe Lienhard mit Hommage an Udo Jürgens: "Wir – die letzten Dinosaurier"

Pepe Lienhard, 37 Jahre lang Begleiter von Udo Jürgens auf der Bühne – bis zuletzt im Dezember 2014
Pepe Lienhard Big Band mit Udo-Jürgens-Hommage ab 4. November.

Er führt ein Leben in Dur: Der Schweizer Pepe Lienhard, 70, wollte, so lange er sich erinnern kann, "immer Unterhaltungsmusik machen, und das mit den besten Musikern".

Seit Jahrzehnten zählt sein Klangkörper zu den beliebtesten Swing-Formationen. 37 Jahre lang hat der Big-Band-Leader, Saxofonist und Arrangeur Udo Jürgens auf seinen Konzert-Tourneen begleitet. Bis zum plötzlichen Tod seines Freundes am 21. Dezember 2014 kurz nach dessen 80. Geburtstag.

"Wir waren noch am Abend davor miteinander in Zürich bei unserem Lieblingsitaliener, entspannt und fröhlich. Wir aßen Pasta mit Steinpilzen und tranken einen sehr guten Rotwein, einen Terre Brune. Der erste Teil der Tour ,Mitten im Leben‘ – seiner erfolgreichsten überhaupt – war zu Ende, und Udo hatte einen Monat Urlaub vor sich zum Ausruhen", erzählt Lienhard in Wien im KURIER-Gespräch.

"Er bedankte sich für die Zusammenarbeit, und wir umarmten uns zum Abschied. Am nächsten Tag kam ich von einem Spaziergang mit unserem Hund nach Hause, als mir meine Frau sagte, Udo sei bewusstlos zusammengebrochen. Und die Ärzte konnten im Spital nichts mehr für ihn tun."

Udo sei am glücklichsten auf der Bühne gewesen. "Wien war für ihn sehr speziell", erinnert sich Lienhard. "Da hatte er auch immer ein bisschen einen Bammel vor den Konzerten. Er war zwar Kärntner, aber Wien war die Hauptstadt seines Herzens. Die Konzerte hier waren auch wahnsinnig emotional."

Besonders nahe gehen ihm bis heute Jürgens-Lieder wie "Was wichtig ist". Oder "Zehn nach Elf", das "letzte Lied, das ich überhaupt mit Udo zusammen gespielt habe", so Lienhard, "der letzte Song vom allerletzten Konzert".

Evergreen des Swing

Nach Österreich kommt die Pepe Lienhard Big Band auf "Swing Live"-Tour ab 4. November mit den großen Hits der Heroen der klassischen Swing-Ära wie Quincy Jones, Count Basie, Glenn Miller und Benny Goodman und einer ganz persönlichen Hommage an den beliebten Entertainer. "Aber wir sind nicht die Udo-Jürgens-Coverband, wir waren ja die Originalband", erklärt Lienhard.

Im Tour-Repertoire hat er u. a. "Was ich dir sagen will" und die Ballade "If I Never Sing Another Song", die Udo für Frank Sinatra schrieb. Der gab den Song dann weiter an Sammy Davis Jr., dem er als Abschiedsnummer diente: "If I Never Sing Another Song"

"Wir sind die letzten Dinosaurier im Musikgeschäft. Wir spielen noch mit Händen und Füßen, und alles ist live. Ohne Playback. Wie in alten Zeiten. Heute wird die Musik anders transportiert. Das Optische hat einen viel größeren Stellenwert. Jeder hat ein Smartphone und kann sich Videos anschauen. Von Rihanna kann mir keiner einen Song vorsingen, aber die Fans wissen, welches Kleid sie gestern anhatte oder nicht anhatte. Das transportiert den Song. Früher hat sich ein Mann wie Sinatra im Smoking hingestellt und ein schönes Lied gesungen. Das hat gereicht. Wir vertreten noch diese Art der Musik. Da ist eine tolle Band, und die musiziert."

Wie schon in den 80er-Jahren, als die Big Band im legendären Sporting-Club von Monte Carlo für zwei Spielzeiten als Hausband mit internationalen Stars wie Frank Sinatra, Sammy Davis Jr. und Paul Anka zusammengearbeitet hat, außerdem rund um den Globus Begleiter war bei Konzerten der blutjungen Whitney Houston, Shirley Bassey, Julia Migenes oder Donna Summer.

Der Jazz ist seit frühester Jugend Lienhards große Leidenschaft. Von Glenn Miller und Quincy Jones mit dem Swing-Virus infiziert, hatte er bereits mit 17 Jahren seine erste Bigband. Ab 1995 leitete er 16 Jahre lang die Swiss Army Band, die Konzertreisen unter anderem bis nach Moskau führten.

2008 war er Musical Director für das 75. Geburtstagsspecial von Quincy Jones beim Montreux Festival, bei dem u. a. Herbie Hancock und Al Jarreau auftraten. Seine Lieblingsjazzsängerin ist Sarah Vaughan. Sie hat er ebenso begleitet wie die legendäre Anita O'Day.

Lebensgefühl

Denkt Lienhard manchmal ans Aufhören? "Nie", kommt die Antwort prompt. "Musiker zu sein, ist ein Lebensgefühl. Da kann man nicht einfach in Pension gehen. So lange meine Gesundheit und das Publikum mitspielen, ist die Musik der größte Spaß, den ich mir vorstellen kann."

Info: Swing Live mit der Pepe Lienhard Big Band, dem Gesangsquartett "The Voices", dem Entertainer Pino Gasparini, der Sängerin Dorothea Lorene und dem Showtalent Kent Stetler – am 4. 11. in St. Pölten, VAZ; am 5. 11. in der Wiener Stadthalle; am 6. 11. in Graz. Karten 01/96 0 06 www.bb-promotion.com

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