Paolo Conte im Konzerthaus
Lunch-Pakete für auf Kommerz getrimmte Ohren hat er noch nie verkauft. Er kitzelte sein Lebtag lieber die Fantasie – und klang dabei stets wie ein Oldtimer mit Motorschaden. In der Poesie der Heiserkeit des Paolo Conte tanzten am Mittwoch im ausverkauften Konzerthaus Trauriges und Heiteres wieder einen leichtfüßigen Pas de deux der Emotionen.
Der große Signor des italienischen Liedes mit Hang zu melancholischen Betrachtungen, die er gern mit einer Prise Ironie oder Sarkasmus würzt, nuschelte und grummelte wie eh und je. Mit seiner Stimme, die knarzt wie eine durchgesessene alte Couch, und deren rauer Wohlklang Machismo und Empfindsamkeit versöhnt, kann der alte Bärbeiß noch immer Sehnsuchtsatmosphäre erzeugen.
"Azzurro" hatte der Barde aus Asti im Piemont diesmal nicht im Repertoire. Lakonisch dirigierte der 75-Jährige sein zehnköpfiges Ensemble mit dem Charme des Eigenbrötlers durch Altes wie den Klassiker "Via Con Me" mit dem lautmalerischen "chips, chips, du-du-du-du-du ..." und Neueres wie "Come-Di", "Jeeves" und "Alle Prese Con Una Verde Milonga".
Dazwischen gab’s Kazoogetröte und ein Intermezzo am Vibraphon. Die Gipsy-Gitarren und der Grappelli-Sound der schluchzenden Geige gaben manchen Nummern die Patina des Django-Reinhardt-Swing-Jazz.
"Die Frauen hassten den Jazz / Ich weiß nicht, worum es geht / Du-dad-du-dad ...", hieß es in "Sotto le stelle del Jazz". "2000 Rätsel im Jazz / Ah, ich weiß nicht, worum es geht / In der Zeit, die Augenblicke aneinanderreiht / Und wöchentliche Rätsel."
Wenn er Lieder schreibe, so Conte, spüre er die Lust, frei zu fliegen und die Realität hinter sich zu lassen. Was für ein Glück, dass man die beim Hören auch hat. Oder wie Conte sagt: "It’s wonderful ..."
KURIER-Wertung: **** von *****
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