Päpstin: Karrieristin krempelt Kirche um

Päpstin: Karrieristin krempelt Kirche um
Kritik - Die Sommerspiele Melk haben „Die Päpstin“ entkitscht. Diese Übung ist gelungen.

Er hat sich seinen Ruf nicht als Mann fürs Grobe, sondern fürs Große erworben. Unter Dantes "Göttlicher Komödie" oder der Offenbarung des Johannes tut er’s normal nämlich nicht.

Donna W. Cross’ Eh-nur-600-Seiten-Schwarte "Die Päpstin" für die Donauarena Melk tauglich zu machen, kann also für Intendant Alexander Hauer nur eine Fingerübung gewesen sein.

Die Übung ist gelungen.

Nicht, dass es nicht stets ein Erlebnis gewesen wäre, ihn an den Weltfragen in Schönheit scheitern zu sehen. Noch schöner aber ist, wie heuer sein Konzept aufgeht: Er verwandelt die pseudohistorische Schwurbelstory über eine Frau, die als Mann verkleidet im Jahr 858 den Stuhl Petri bestiegen haben soll, zum modernen Emanzipationsdrama.

Hauer und Hauptdarstellerin Katharina Stemberger entschnulzen den durch einen Sönke-Wortmann-Film mit Johanna Wokalek schwer verschmalzten Stoff.

Diese Päpstin saugt gierig an den Lektionen der christlichen Männerclique. Aus dem Menschlein Johanna wird eine knallharte Karrieristin. Die mit Verstand gegen katholische Verbohrtheiten kämpft.

Die am Konzept eines gütigen Gottes (ver-)zweifelt.

Dass der Abend keine One-Woman-Show wird, dafür sorgen Denis Petković als verhinderter Liebender Gerold, Julian Loidl als Bösewicht Anastasius und Anselm Lipgens, der in die Kutten diverser Kirchenmänner schlüpft.

KURIER-Wertung: **** von *****

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