Arbeitskampf und Krisenstimmung haben im plüschigen Genre der Romantic Comedy keine große Tradition. Am Donnerstag (25. Juli) kommt eine sommerlich österreichische Liebeskomödie in die Kinos, in der die romantischen Verwirrungen mit sozialkritischen Tönen gefärbt sind.
Michael Ostrowski und Hilde Dalik spielen die Hauptrollen in „Die Werkstürmer“. Nach „Contact High“ ist es der zweite Kinofilm, für den sie gemeinsam vor der Kamera standen.
In der fiktiven steirischen Gemeinde Falkendorf führt Patrick Angerer ein beschauliches Leben. Er hat seinen Stammtisch, seine Haberer und den FC Stahlwerk, wo er mit seinen Kollegen kickt. Doch als in dem örtlichen Stahlwerk die Lohnverhandlungen ins Stocken kommen und Patricks Ex-Freundin Babs als Gewerkschafterin mit ihrem glatten Verlobten aus Wien anreist, gerät alles ins Wanken. Patrick wird zum „
Werkstürmer“ abseits des Fußballplatzes und muss zum ersten Mal um etwas kämpfen: Um Babs, um seinen Job und ums Werk, das mittlerweile schwedischen Investoren gehört.
Gefühlsmensch
Dalik beschreibt Patrick als impulsiven Gefühlsmenschen. „Er kümmert sich einen Dreck um die Gemeinschaft, lebt ohne politisches Gewissen“. Ostrowski schränkt ein: „Er hat schon ein politisches Gewissen. Nur ist es halt verschüttet. Das Lustige ist, dass er den Arbeitskampf nicht aus einer heroischen Einstellung heraus macht, sondern um ihrem Neuen eins auszuwischen und Babs zurückzukriegen. Das macht ihn sympathisch, weil es menschlich ist.“
Ostrowski, viel beschäftigt mit Filmrollen in Österreich, Deutschland und Kuba, konnte dem Drehbuch von Regisseur Andreas Schmied sofort Authentizität abgewinnen: „Ich dachte: Die Leut’ kenn ich, ich kann mir vorstellen, wie die sind und wie sie reden.“
Geredet – und vor allem auch geschimpft – wird in breitem Steirisch. Ostrowski, selbst im steirischen Rottenmann aufgewachsen, freute sich, für die Dreharbeiten in der Steiermark zu sein. Der steirische Industrieort Eisenerz, wo sechs Wochen gedreht wurde, ist seit Langem von wirtschaftlichem Niedergang geprägt. „Auf dem Gelände, wo wir gedreht haben, ist während der Dreharbeiten ein Werk zugedreht worden“, erzählt er. „Das hat man genau mitgekriegt“.
Gefallen hat Ostrowski, dass ihm die Rolle des Patrick eine neue Herausforderung als Schauspieler bot. Den Unterschied zur Erfolgskomödie „Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott“ beschreibt er so: „Bei ,Elfriede Ott‘ wurde verlangt, dass zwei Vollgummis bis zum Schluss Vollgummis sind. Und hier wurde verlangt, dass der Vollgummi draufkommt, dass er vielleicht einen Schas g’macht hat und sich menschlich weiterentwickelt. Und das, hab ich mir gedacht, spiel ich halt.“
(Interview: Peter Temel)
"Ich bin in der Arbeiterklasse aufgewachsen, mit allem, was dazugehört,“ erzählt Andreas Schmied. „Und ich hab mich schon als Bub gefragt, warum es so wenig Filme gibt, die in diesem Milieu spielen.“ Nun hat der Steirer selbst eine Liebeskomödie im Arbeitermilieu gedreht. Anleihen nahm er dafür bei britischen Sozialkomödien wie „The Full Monty“.
Schmied, der bisher Drehbücher für Film und Fernsehen schrieb, konnte für sein Spielfilmdebüt prominente Darsteller gewinnen. Neben Ostrowski und Dalik treten etwa Manuel Rubey und Marion Mitterhammer in kleineren Rollen auf.
Wichtig war dem Regisseur, dort zu arbeiten, wo die Leute von der Thematik betroffen sind. „Wir haben im Schatten des Erzbergs gedreht. Den Menschen dort geht es nicht gut. Unsere Komparserie hat stark mitgelebt mit den Dingen, die vor der Kamera gesagt wurden“. Schmied, selbst im Bergarbeiterort Fohnsdorf aufgewachsen: „Ich spür’ eine große Verbindung zu den Schwerstarbeitern, zu deren Humor, deren Ehrlichkeit und Herz“.
„Die Werkstürmer“ gerät schließlich zum Sozialmärchen, in dem die Arbeiter das Stahlwerk übernehmen wollen. Schmied: „Ich glaube, dass diese Strategie in einer komplexen Arbeitswelt vermutlich nicht so einfach funktioniert. Aber die Aussage, dass wir die Arbeit aus dem Elfenbeinturm der Hochfinanz wieder zu den Menschen zurückbringen, wo sie Früchte tragen kann, ist zumindest ein interessanter Gedanke, der heute zu wenig gedacht wird."
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