Osterfestspiele ziehen vor Gericht

Osterfestspiele ziehen vor Gericht
Das renommierte Salzburger Festival klagt nach dem Skandal auf Schadenersatz: Es geht um 1,5 Millionen Euro.

Sechs Verhandlungstage, prominente Zeugen, vielleicht ein wenig Licht ins Dunkle: Zwei Jahre nach dem Auffliegen der dubiosen Geldflüsse rund um die Salzburger Osterfestspiele startete am Mittwoch der Zivilprozess, bei dem die Osterfestspiele von vier Beklagten fast 1,5 Millionen Euro Schadenersatz fordern.

Der Prozess ist bereits das sechste Verfahren (siehe unten), das in der Causa angestrengt wird. Wegen Verjährungsfristen wird damit nicht wie üblich bis zum Ende eines Strafprozesses gewartet. Die Staatsanwaltschaft hat zwar mittlerweile Berge von Material zusammen getragen, arbeitet aber noch an der Anklage gegen die beiden Hauptverdächtigen Michael Dewitte und Klaus Kretschmer. Dem Nebengleis Zivilprozess fällt darum einige Bedeutung zu.

Bis Ende März sollen Zeugen wie Landeshauptfrau Gabi Burgstaller oder Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler befragt werden. Ob sie tatsächlich zur Aufklärung beitragen können, ist allerdings fraglich.

Schadenersatz

Osterfestspiele ziehen vor Gericht

Im aktuellen Verfahren fordern die Osterfestspiele Geld von zwei Rechtsanwälten: Sie sollen über Jahre hinweg Zahlungen für den fristlos entlassenen Ex-Geschäftsführer Michael Dewitte durchgeführt haben. "Dewitte hatte darauf aber keinen vertraglichen Anspruch", betont Festspielanwalt Alfred Hammerer. Auch der ehemalige technische Direktor der Festspiele, Klaus Kretschmer, und eine Wiener Steuerberatungskanzlei sollen Schadenersatz leisten.

Kretschmer soll über die Kanzlei einen 300.000-Euro- Transfer abgewickelt haben: Das Geld soll als Provision für eine 2,5 Millionen Euro Spende eines Kunstmäzens an Dewitte gegangen sein.
Die Angeklagten streiten die Vorwürfe ab. Sie hätten ordnungsgemäß gehandelt.
Kretschmer blieb am Mittwoch dem Gericht fern. Er wird aber in zwei Wochen einvernommen werden. Der 51-Jährige beging kurz nach seiner fristlosen Entlassung Anfang Februar 2010 einen Selbstmordversuch, von dem er sich noch immer nicht erholt hat.

Anwalt Hammerer geht unterdessen davon aus, einen Großteil der Klagesumme zugesprochen zu bekommen. Geld, das den Osterfestspielen durchaus gelegen kommen würde. Denn der vom Skandal verärgerte Kunstmäzen hat seine 2,5 Millionen Euro Spende derzeit ruhend gestellt.

Verfahren: Insgesamt 3,1 Millionen Euro Schaden

Im Dezember 2009 ergibt eine wirtschaftliche Sonderprüfung der Osterfestspiele grobe Unregelmäßigkeiten. Die Reaktion folgt prompt. Nach zwölf Jahren im Amt wird Geschäftsführer Michael Dewitte fristlos entlassen, kurz darauf folgt der technische Leiter der Sommerfestspiele, Klaus Kretschmer. Dewitte soll 600.000 Euro an überzogenen Reisespesen kassiert haben, dazu eine unerlaubte 300.000-Euro-Provision.
Kretschmer dürfte unrechtmäßig Leistungen abgerechnet haben – mit Firmen, an denen er selbst beteiligt war. Der Gesamtschaden wird mit 3,1 Millionen Euro beziffert.

Derzeit läuft ein Strafverfahren gegen die beiden wegen Untreue. Anklage wurde noch nicht erhoben. Parallel wird gegen drei Geschäftsführer von Zulieferfirmen ermittelt, an denen Kretschmer Teilhaber war. Dazu läuft ein Rufschädigungsprozess der Ex-Buchhalterin der Festspiele gegen Landeshauptfrau Gabi Burgstaller. Und neben dem am Mittwoch begonnen Prozess gibt es noch zwei weitere Zivilverfahren, die zurzeit aber ruhend gestellt bzw. unterbrochen sind.

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