Wie der langjährige Chefdirigent bei „seinen“ Musikern, die auch bei zahlreichen Solis glänzten, mit seinem untrüglichen Gespür für Agogik das Tempo hier nachließ und dort wieder anzog, war ebenfalls wunderbar.
All dies erlebte man bei den diesjährigen, pandemiebedingt verschobenen „Osterfestspielen im Herbst“ bei einer konzertanten Aufführung des 1. Aktes der „Walküre“ sowie bei Ausschnitten aus der „Götterdämmerung“.
Bei Letzterer wurde auch noch die symphonischen Teile „Morgendämmerung“, „Siegfrieds Rheinfahrt“ und ein extrem, breiter aber trotzdem effektvoll ausgereizter „Trauermarsch“ zelebriert.
Das Sängerensemble war von erster Güte, das sich auch mit großer Textverständlichkeit auszeichnete: „Winterstürme wichen dem Wonnemond“: Wie Stephen Gould diese Arie des Siegmund aus der „Walküre“ mit Dramatik, glanzvollen Spitzentönen und feiner Lyrik zum Besten gab, war einfach großartig. Einen kraftvollen langen Atem bewies er auch bei den „Wälse-Rufen“.
Anja Kampe sang eine hochemotionale Sieglinde mit ungetrübten Höhen, zudem beeindruckte sie auch als kraftvolle Brünnhilde bei ihrem „Schlussgesang“ mit mörderischen Höhen. René Pape war ein stimmgewaltiger Hunding mit prachtvollem Bass und extremer Wortdeutlichkeit. Stehende Ovationen.
Mozarts Requiem: Ergreifende Totenmesse zur Eröffnung
Ungewöhnlich war diesmal wohl der Zeitpunkt der Veranstaltung rund um Allerheiligen. Aber wie viele andere Festivals auch mussten die Salzburger Osterfestspiele heuer im Frühjahr wegen der Pandemie ersatzlos absagen. So kam es – unter der geschäftsführenden Intendanz von Nikolaus Bachler – zu einem Ausnahmeprogramm erstmals im Herbst.
Zur Eröffnung der verschobenen und auf vier Tage reduzierten Veranstaltungsreihe und passend zum Zeitpunkt der christlichen Totengedenkfeier stand am Freitag im Großen Festspielhaus Wolfgang Amadeus Mozarts „Requiem“ mit der sächsischen Staatskapelle Dresden unter Christian Thielemann auf dem Programm.
Der Star-Dirigent fungiert 2022 zum letzten Mal als künstlerischer Leiter der Osterfestspiele, ehe Nikolaus Bachler dann gänzlich übernimmt.
Gut aufeinander eingespielt Mozarts Totenmesse erklang auf höchstem Niveau, mit großer Ausgewogenheit und Bedachtnahme auf wohldosierte, eher zurückhaltende, ja ehrfürchtige Klangarchitektur. Hier erkannte man wieder einmal, wie wunderbar es sein kann, wenn Dirigent und Musiker so bedingungslos auf einander eingespielt sind. Auf jede, auch noch so kleine Geste des Maestros wurde von den Musikern sofort reagiert.
Tröstlich, feierlich und strahlend schwebte nach einer großen Steigerung das ausgedehnte, mächtige „Amen“ durch das Festspielhaus.
Strahlendes „Sanctus“ Zu diesen Klängen des „Lacrimosa“ ließ auch Milos Forman in seinem preisgekrönten Film „Amadeus“ Mozart sterben. Es ist sicher eine der bewegendsten Momente im „Requiem“ von Wolfgang Amadé.
Expressiv erklang das „Recordare“, strahlend das „Sanctus“: Weitere bewegende Schlüsselstellen des „Opus ultimum“, das von seinem Schüler Franz Xaver Süßmayr vervollständigt wurde.
Wunderbar intonationsrein, feinsinnig, austariert und homogen haben der Salzburger Bachchor (Einstudierung: Christiane Büttig) sowie das sehr harmonierende, hochkarätige Solistenquartett mit Golda Schultz (Sopran), Christa Mayer (Alt), Sebastian Kohlhepp (Tenor) und René Pape (Bass) gesungen.
Nach einer langen Pause des ergriffenen Publikums folgte lang anhaltender Beifall mit teilweise stehenden Ovationen!
Ö1 sendet die Aufzeichnung des Konzertes am 2. 11., um 19.30 Uhr
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