Vor 89. Oscars: "Toni Erdmann" gewinnt Preis des unabhängigen Kinos
Am Vorabend der Oscar-Verleihung hat die deutsche Regisseurin Maren Ade in Kalifornien eine erste Trophäe gewonnen. Ihr Erfolgsfilm "Toni Erdmann" erhielt den Independent Spirit Award als bester internationaler Film. Die Spirit Awards werden traditionell einen Tag vor der Oscar-Gala vergeben, wo die deutsch-österreichische Koproduktion in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" nominiert ist.
Den größten Triumph feierte bei den Independent Spirit Awards in Santa Monica das Drama "Moonlight" über einen homosexuellen Afroamerikaner: Der Film, der nur 1,5 Millionen Dollar kostete, erhielt Auszeichnungen als bester Film, für die beste Regie, das beste Drehbuch, die beste Filmtechnik und den besten Schnitt. Er ist für acht Oscars nominiert.
Casey Affleck wurde als bester Schauspieler für seine Rolle als Eigenbrötler in der Familientragödie "Manchester by the Sea" ausgezeichnet. Der Preis für die beste Schauspielerin ging an Isabelle Huppert und ihre Hauptrolle in dem Psychothriller "Elle". Die Französin ist auch für den Oscar nominiert. Sie konkurriert bei der Gala am Sonntagabend unter anderem mit Emma Stone, der Hauptdarstellerin in der Musical-Romanze "La La Land", die für insgesamt 14 Oscars nominiert ist.
"Toni Erdmann" ist bei der Verleihung heute, Sonntag, Abend (Ortszeit) die erste deutsche Produktion seit sieben Jahren, die es ins Finale der Oscar-Entscheidung geschafft hat. Damals wurde "Das Weiße Band" des österreichischen Regisseurs Michael Haneke nominiert. Der bisher letzte deutsche Film, der einen Oscar gewann, war 2007 das Stasi-Drama "Das Leben der Anderen" von Florian Henckel von Donnersmarck. Erzählt wird in der Tragikomödie "Toni Erdmann" die ebenso witzige wie anrührende Geschichte eines zu verrückten Scherzen und Verkleidungen neigenden Vaters (Peter Simonischek), der die Nähe zu seiner entfremdeten Tochter (Sandra Hüller) sucht.
Himbeeren aus Gold
Neben den Independent Spirit Awards werden am Tag vor den Oscars traditionell auch die "Goldenen Himbeeren" verliehen. Bei der Vergabe der Schmähpreise - der sogenannten Razzies - wurde das Dokudrama "Hillary's America" eines rechtskonservativen Aktivisten als schlechtester Film ausgezeichnet. Der Clinton-Kritiker Dinesh D'Souza strich für das Machwerk, in dem die Politikerin gnadenlos verunglimpft wird, zudem die Preise als schlechtester Regisseur und schlechtester Schauspieler ein. Als schlechteste Schauspielerin wurde die Clinton-Darstellerin ausgezeichnet.
Ebenfalls vier Preise erhielt die Comicverfilmung "Batman v. Superman: Dawn of Justice". Schauspieler Jesse Eisenberg wurde als schlechtester Nebendarsteller ausgezeichnet, die Hauptdarsteller Ben Affleck und Henry Cavill als schlechtestes Leinwandpaar. Weitere "Goldene Himbeeren" gab es in den Kategorien schlechtestes Drehbuch und schlechteste Neuverfilmung oder Fortsetzung.
Beide Filme seien "entschieden unterschiedlich", erklärte das Preisverleihungskomitee. Gemein sei ihnen aber, dass es sich bei ihnen um "filmischen Matsch" handle. Ihr Erfolg an der Kinokasse fiel sehr unterschiedlich aus: "Batman v. Superman" spielte rund 825 Millionen Euro ein, "Hillary's America" brachte es nur auf 12,4 Millionen Euro.
Die "Goldenen Himbeeren" werden seit 1980 verliehen - als erklärtes Gegenmodell zu den Oscars, die traditionell einen Abend später in Hollywood vergeben werden. Die Preisträger erscheinen fast nie persönlich, um die Schmäh-Trophäe abzuholen.
Kommentare