Oscars: "Hoffentlich ja" und "Leider nein"
Zu den alljährlich zu dieser Zeit unlösbaren Fragen der Menschheit zählt: Wer wird den berühmteste Staubfänger der Welt bekommen? Warum überhaupt? Und welchen Designer trägt dessen/deren Restkörper?
Eines steht jetzt schon fest: Sacha Baron Cohen sollte ihn bekommen, wird aber nicht. In Martin Scorseses Kinderfilm "Hugo Cabret" spielt er großartig komisch einen gehbehinderten Bahnhofs-Vorsteher. Aber in der Kategorie bester Nebendarsteller ist er gar nicht erst nominiert. Fix ist wenigstens, welchen Designer er trägt: gar keinen. Laut Hollywood-Reporter plant der Komiker nämlich am Red Carpet als "Der Diktator" verkleidet zu erscheinen (also auszusehen wie Osama Bin Laden), um solcherart seinen neuen Film zu bewerben. Die Academy findet das aber gar nicht lustig und überlegt, ob sie das verbieten will.
Ein anderer, der den Oscar nicht bekommen wird, aber zweifellos verdient hätte, ist Clint Eastwood. Sein Hoover-Biopic "J.Edgar" zählt zu den bewegendsten Filmen des Jahres und wurde in allen namhaften Kategorien übersehen: Leonardo di Caprio intoniert darin im Sprech-Stakkato den legendären FBI-Chef über einen Zeitraum von mehr als 40 Jahren. Was weitaus beeindruckender ist als George Clooney, berühmtester Kaffeesud-Experte der Welt, der etwas unglaubwürdig durch "The Descendants" schlapft. Selten hat er so verkleidet ausgesehen wie hier.
Von den nominierten Best Actors sollte daher der Oscar an Gary Oldman gehen, der im Spionagethriller "Dame, König, As, Spion" virtuos einen Agenten aus dem Aktenschrank spielt: einen Fadisierer mit teigigem Gesicht und fahlgelbem Haar.
In der Kategorie der besten Schauspielerinnen will Meryl Streep laut KURIER-Interview, dass Viola Davis gewinnt (aus dem Rassendrama "The Help"). Wir vom KURIER aber wollen, dass Meryl Streep gewinnt. Zwar ist "Die Eiserne Lady" (ab nächster Woche im Kino) ein mehr als mediokrer Film, aber die Streep als alzheimernde Maggie Thatcher spielt hier in einer eigenen Meisterklasse an Tattrigkeit.
Bleibt noch der Beste Film: Zwar ist Martin Scorseses elfmal nominierter Kinderfilm "Hugo Cabret" eine wunderbare Verneigung vor der Magie des Kinos, aber Scorsese hat schon für größere Meisterwerke wie zuletzt "Shutter Island" keinen Oscar bekommen. Also sollte diesmal gleich ein anderer die Statuette gewinnen: Terrence Malick nämlich für "Tree of Life". Das würde wenigstens auch der Gala Spannung verleihen. Malick (der auch als bester Regisseur nominiert ist) ist sowohl Poet wie auch Phantom des Kinos und tritt nicht öffentlich auf: nicht einmal die Goldene Palme hat er in Cannes für "Tree of Life" entgegengenommen.
Bleibt die Frage, ob die Academy erlaubt, dass man sich den Oscar nicht abholt. Einer hat sich das ja schon mal herausgenommen: Marlon Brando schickte 1973 eine Indianerin zur Oscarübernahme, um auf deren Menschenrechts-Situation aufmerksam zu machen.
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