Oscar-Kandidat „Joy“ disqualifiziert: Fachverband erhebt Einspruch

Oscar-Kandidat „Joy“ disqualifiziert: Fachverband erhebt Einspruch
Kurz nach dem nigerianischen Beitrag scheiterte Österreichs Anwärter - der von Nigerianerinnen erzählt - an einer Sprachquote.

 Der Film „Joy“ von Sudabeh Mortezai, der als Beitrag Österreichs in das Rennen um den Auslands-Oscar gehen sollte, wurde von der „Academy“ disqualifiziert. Das berichtet der Hollywood Reporter.

Der Grund für den Ausschluss: Laut Richtlinien müssten beim Anwärter für den „besten fremdsprachigen Film“ die Dialoge vorrangig in einer anderen Sprache als Englisch gesprochen werden. Eine Prüfung habe aber ergeben, dass rund zwei Drittel der Dialoge in „Joy“ englisch sind.

Der bereits mehrfach prämierte Film handelt von einer Frau aus Nigeria, die in den Teufelskreis des Menschenhandels gerät. Just der nigerianische Beitrag für den Auslands-Oscar – der Film „Lionheart“ – wurde vor wenigen Tagen ebenfalls aus dem Bewerb ausgeschlossen, weil er zu wenig nicht-englischen Dialog enthält.

Werner Müller, geschäftsführer des Fachverbands der Film- und Medienindustrie (FAMA), kündigte am Dienstag an, Protest gegen die Entscheidung einlegen zu wollen. Wirkliche Chancen dafür rechne er sich aber nicht aus. „Es wurde so spät entschieden, dass uns eigentlich die Möglichkeit genommen wurde zu berufen oder einen anderen Film nachzunominieren“, so Müller. „Es ist höchst bedauerlich - für den Film und alle anderen Filme, die ursprünglich ebenfalls in Erwägung gezogen wurden.“ Die Entscheidung müsse man allerdings „so zur Kenntnis nehmen“.

Der Auswahljury sei die Sprachmischung von „Joy“ durchaus bewusst gewesen. Neben Deutsch und nigerianischen Sprachen sei der Film auch in einem Pidgin-Dialekt gedreht worden, „den man so in den USA sicherlich untertiteln müsste. Das ist einfach die Sprache des Milieus“, betonte der FAMA-Geschäftsführer.

2005 konnte bereits Michael Hanekes „Caché“ nicht für Österreich ins Oscar-Rennen gehen – in dem Film wurde vorrangig französisch gesprochen, was wiederum gegen eine Regelung verstieß, wonach  die Sprache des jeweiligen Einreicherlandes gesprochen werden müsse. Diese Regelung wurde später geändert. Es bleibt abzuwarten, ob die Academy auch an der Direktive rüttelt, dass nur Werke in anderen Sprachen als Englisch für den "besten fremdsprachigen Film" in Betracht kommen.

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