Das mag bei manchen Erinnerungen an Romeo Castelluccis verstörende Inszenierung bei den Wiener Festwochen 2014 wecken. Der lotete den Orpheus-Mythos radikal aus und ließ die Musik zu einer realen Wachkoma-Patientin übertragen. Bei Krenn bleibt alles Theater. Er erzählt nicht von der Kraft der Musik, die in der Mythologie sogar den Tod überwinden kann, er verhandelt berührend das Thema „Sterbehilfe“.
Seine Orphée gibt ihr Einverständnis, die lebenserhaltenden Geräte ihrer Partnerin abzuschalten und will sich dann am Kabel ihrer E-Gitarre erhängen. Das überzeugt mit geschickt gemachten Szenenbildern. Etwa, wenn das exzellente Ensemble des Arnold Schoenberg Chors in Gestalt der Unterwelt-Furien ins Bühnenbild einbricht. Wozu aber Effekte, die es den Sängerinnen unnötig schwer machen? Wie das elektronische eingespielte Echo bei Orphée. Das ist nur irritierend.
Die Mischung aus französischer und italienischer Fassung wirkt konstruiert. Sofia Vinnik berührt trotzdem als Orphée, ihr Mezzo-Sopran verfügt über schöne Klangfarben. Ekaterina Protsenko ist eine sehr ordentliche Eurydike. Miriam Kutrowatz ergänzt engagiert als Amor. Raphael Schluesselbergs Dirigat am Pult des Bach Consorts Wien ist steigerungsbedürftig, vor allem, was die Koordination mit den Sängern betrifft. Bravos und freundlicher Applaus.
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