ORF-Wahl: Wrabetz mit 29 Stimmen gewählt

ORF-Wahl: Wrabetz mit 29 Stimmen gewählt
Alexander Wrabetz wurde als ORF-Generaldirektor wiedergewählt. Wie erwartet bekam er im Stiftungsrat 29 Stimmen.

Es ist vollbracht, und es gab keine Überraschungen: ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz wurde am Dienstag mit 29 Stimmen im Amt bestätigt.

Davor hatte sich Wrabetz hat mit dem Hearing zu seiner Wiederbestellung zufrieden gezeigt. Die Befragung durch den Stiftungsrat dauerte rund zweieinhalb Stunden, Wrabetz sprach von einer "ganz ausgezeichneten Diskussion", wie er im Anschluss vor Journalisten sagte. Man habe "ganz viele wichtige Fragen" besprochen, insgesamt habe es rund 20 Wortmeldungen gegeben.

Die Debatte um die Äußerungen des SPÖ-"Freundeskreis"-Leiters im Stiftungsrat, Niko Pelinka, die Absprachen mit Wrabetz über die Gästeliste von Diskussionssendungen nahelegten, waren nach Angaben des ORF-Chefs ebenso wenig Thema wie ein möglicher Wechsel Pelinkas auf den Küniglberg. Es habe "keine Fragestellung in diese Richtung gegeben". In der Sitzung hat es nach Aussage von Teilnehmern sehr wohl Fragen zu dem SP-Stiftungsrat gegeben, nämlich beim Thema Unabhängigkeit des ORF, die Wrabetz sinngemäß damit beantwortet habe, dass er einzelne Stiftungsräte nicht qualifizieren wolle. Ob er ein immer wieder kolportiertes ORF-Engagement Pelinkas nach dessen Aussagen noch für verträglich hielte, wollte Wrabetz auf Journalistenfragen nicht beantworten und verwies auf die anstehende Pressekonferenz nach der Wahl.

Mit den Stiftungsräten habe es keinerlei personelle Absprachen für deren Stimme gegeben, sagte der ORF-Generaldirektor. Er habe sich auch nicht als SPÖ-Kandidat gesehen, sondern hoffte auf eine breite Mehrheit. Spätestens seit sich der ÖVP-"Freundeskreis" am Montagabend dazu entschlossen hatte, mehrheitlich für Amtsinhaber Alexander Wrabetz zu stimmen, war klar, dass Wrabetz mit einer großen Mehrheit wiedergewählt werden würde. Einzig spannende Frage war am Dienstagfrüh, mit wie vielen Stimmen der Amtsinhaber rechnen konnte.

Vergnügter Gegenkandidat Wehrschütz

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Bevor es zur Abstimmung kam, fand allerdings noch das Hearing statt, dem sich neben Wrabetz auch Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz stellt. Den Anfang machte - nach Los-Entscheidung - Wrabetz, der sich gegen 10.10 Uhr zum Sitzungssaal durch einen Pulk von Journalisten und Kameraleuten vorkämpfen musste.

Betont gut gelaunt zeigte sich danach der einzige Gegenkandidat von Amtsinhaber Alexander Wrabetz, Balkankorrespondent Christian Wehrschütz, bei seinem Eintreffen: "Ich glaube, dass es dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen gut tut, wenn es einen zweiten Kandidaten gibt", sagte er vor Journalisten, die ihn regelrecht mit Kameras bedrängten.

Wehrschütz, der als krasser Außenseiter antritt, verkniff sich sichtlich Kritik am Bestellungsprozess des Generaldirektors. "Der Stiftungsrat ist so wie das politische System, das dieses Gremium geschaffen hat", meinte er, nicht ohne Seitenhieb auf den politischen Zustand des Landes: "Was mir Sorgen macht ist, dass die Balkanisierung Europas weit schneller voranschreitet als die Europäisierung des Balkan."

Seine Nominierung sieht er als "eine Ehre, zur Anhörung zu dürfen". Er habe in seiner Bewerbung "Themen angesprochen, die mir wichtig sind". Vom Blitzlichtgewitter zeigte er sich schmunzelnd-überrascht: "Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mir einen Parmalat-Sticker draufgeklebt", so Wehrschütz.

ORF-Direktorium

Unmittelbar nach geschlagener Wahl erfolgt die Ausschreibung des ORF-Direktoriums, das am 15. September gewählt wird. Gesucht werden eine Fernsehdirektorin, ein Radiodirektor, ein Kaufmännischer Direktor sowie ein Technischer Direktor. Karl Amon im Radio und Richard Grasl in der Finanzdirektion gelten als Fixstarter. Als Technischer Direktor wird SPÖ-Zentralbetriebsrat und Stiftungsrat Michael Götzhaber gehandelt. Für das Fernsehen sucht Wrabetz nach einer Frau. Neben dem zentralen Direktorium werden auch die Posten der neun Landesdirektoren neu ausgeschrieben.

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