Wegen einer finanziellen Notlage ihrer Mutter willigt sie vorerst ein. Letztlich bleibt sie aber doch in ihrem Dorf. Offen bleibt dabei, ob sie damit glücklich ist: Das ist die Handlung von „Die Nachtigall von Gorenjska“ („Gorenjski slavček“) von Anton Foerster. Sie gilt als die slowenische Nationaloper, am Opernhaus von Ljubljana steht sie auch regelmäßig am Spielplan. Hingegen kam es über die Grenzen hinaus zu keiner Verbreitung. Eigentlich stammt der 1837 geborene Komponist ja aus Böhmen, übersiedelte jedoch 1867 in die slowenische Hauptstadt, wo er 40 Jahre lang als Komponist und Lehrer wirkte und das Musikleben nachhaltig prägte.
Operettenhaft
Ursprünglich als Operette konzipiert, wurde das Werk von ihm zur Oper umgearbeitet. Die Uraufführung fand 1896 in Ljubljana statt. Und sie ist ein feines Stück eingängiger, eher doch operettenhafter Musik in einem heiteren Kleid, immer wieder mit Anklängen an seinen Lehrer Bedrich Smetana. Foerster hat nicht nur slowenisches Liedgut ins Werk eingebaut, es wurden auch zahlreiche Melodien aus der Oper zu echten Volksweisen.
Dem Grazer Opernhaus ist es zu verdanken, dass die Rarität jetzt als österreichische Erstaufführung gezeigt wird. Am Pult der Grazer Philharmoniker steht mit Marko Hribernik ein Kenner des Werks, denn er ist nicht nur Künstlerischer Leiter des Laibacher Opernhauses, sondern hat das Stück schon öfters dirigiert. Reiche Farben und Emotionen kommen aus dem Graben, nur fallweise wäre mehr Differenzierung wünschenswert – und manches gerät nicht immer sängerfreundlich etwas zu laut.
Viele Gefühle erlebt man auch beim slowenisch singenden Ensemble: Sieglinde Feldhofer singt die Minka anfänglich etwas nervös, dann aber „nachtigallhaft“ schön und feinsinnig mit leichtem Sopran. Roman Pichler mit eher kleinem, aber höhensicherem Tenor ist Franjo, der Verlobte. Als Chansonette ist Markus Butter mit mulmigem Bariton zu hören.
Folkloristisch
Von den vielen kleineren Rollen stechen besonders Wilfried Zelinka als etwas vertrottelter Verwalter Štrukelj mit prachtvollem Bass und Martin Fournier als Schreiber Rajdelj hervor, die in einer Prozessfarce ihr komisches Talent hervorkehren können. Auch Mareike Jankowski als Minkas Mutter beeindruckt. Homogen und farbig hört man auch den Chor des Hauses (Johannes Köhler), der vor allem im langen, besonders folkloristisch klingenden Schlusschor brilliert.
Die Zerrissenheit zwischen Heimatliebe und Sehnsucht nach der weiten Welt wird in einem grauen, wenig charmanten Raum erzählt – mit dem stilisierten Berg Triglav, dem Symbol des Landes, im Hintergrund. Ein sich auf der oft drehenden Drehbühne quaderartiges, beleuchtetes Element schafft verschiedene Räume (Bühne: Marko Japelj). In einem Kostüm-Mischmasch von Trachten und moderner Kleidung (Leo Kulaš) erzählt Janusz Kica die einfach gestrickte Geschichte recht konventionell. Dazu erfunden gibt es ein Tanzpärchen. Herzlicher Applaus.
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