Preisregen für Ulrich Seidls "Paradies: Liebe"
Ulrich Seidl hat mit "Paradies: Liebe" die Hauptpreise bei der dritten Verleihung der Österreichischen Filmpreise gewonnen. Der erste Teil der "Paradies"-Trilogie, der sechsfach nominiert war, erhielt sowohl die Auszeichnung für den besten Film als auch jene für die beste Regie und die beste Hauptdarstellerin (Margarethe Tiesel). Der siebenfach nominierte Favorit "Grenzgänger" von Florian Flicker erhielt ebenfalls drei Auszeichnungen, jene für das beste Drehbuch durch Flicker selbst und für die beste Kamera (Martin Gschlacht) und beste Musik (Eva Jantschitsch). Als bester Dokumentarfilm wurde "Der Prozess" von Gerald Igor Hauzenberger prämiert. Insgesamt wurden die Filmpreise in 14 Kategorien vergeben.
Merkatz bester Darsteller
Ulrich Seidl sagte auf der Bühne weniger, "als ich eigentlich sagen wollte. Dass ich diese Auszeichnung trotz vieler internationaler Preise ausgerechnet hier bekomme, freut mich ganz besonders." Florian Flicker nahm den Drehbuchpreis mit großen Emotionen entgegen und dankte seinen Produzenten, die ihm nach zehn Jahren wieder die Herstellung eines Filmes ermöglichten. Gerald Igor Hauzenberger zitierte anlässlich seiner Doku über den Tierschützerprozess in Wiener Neustadt Kafka: "Wer einen solchen Prozess hat, der hat ihn auch schon verloren."
Der erstmals vergebene Preis für den besten Kurzfilm wurde der jungen Regisseurin Catalina Molina für "Unser Lied" zugesprochen. Die Preisträger erhielten die von VALIE Export gestalteten Skulpturen aus den Händen von Ursula Strauss und Thomas Schubert.
Die Veranstaltung wurde einmal mehr von Drehbuchautor Rupert Henning moderiert. Die Preise werden durch die anonyme Stimmabgabe der knapp 300 Mitglieder der Akademie des Österreichischen Films ermittelt.
Michael Haneke hatte sein international vielfach ausgezeichnetes und fünffach Oscarnominiertes Sterbedrama „Liebe“ zurückgezogen, um seinen Kollegen, die seiner Meinung nach diese Anerkennung mehr brauchen als er, den Vortritt zu lassen.
ORF-Schwerpunkt
Der ORF bietet anlässlich der Preisverleihung einen themenaffinen Schwerpunkt an. So finden am Donnerstagabend gleich zwei TV-Premieren österreichischer Kinofilme sowie eine Bilanzsendung zur diesjährigen Preisverleihung statt.
Gezeigt wird „Atmen“ (20.15, ORFeins), das Regiedebüt von Karl Markovics – gemeinsam mit Barbara Albert der Präsident der österreichischen Filmakademie –, dessen Erstling im letzten Jahr gleich in sechs Kategorien ausgezeichnet wurde. „Atmen“ erzählt in klaren, schönen Bildern von einem jugendlichen Gefängnisfreigänger, der durch seine Arbeit im Bestattungsinstitut ins Leben zurückfindet.
Im Anschluss daran folgt eine Zusammenfassung der Highlights der Preisverleihung (21.55, ORFeins), gefolgt von Michael Glawoggers poetisch-grausamer Doku „Whores’ Glory“ (22.15 ORFeins), die ebenfalls im Vorjahr zwei Preise erhielt.
Bester Spielfilm: "Paradies: Liebe" (Produzent: Ulrich Seidl , Regie: Ulrich Seidl)
Bester Dokumentarfilm: "Der Prozess" (Produzent: Michael Seeber, Gerald Igor Hauzenberger, Regie: Gerald Igor Hauzenberger)
Bester Kurzfilm: "Unser Lied" (Regie: Catalina Molina)
Beste Regie: Ulrich Seidl ("Paradies: Liebe")
Beste Darstellerin: Margarethe Tiesel ("Paradies: Liebe")
Bester Darsteller: Karl Merkatz ("Anfang 80")
Bestes Drehbuch: Florian Flicker ("Grenzgänger")
Beste Kamera: Martin Gschlacht ("Grenzgänger")
Bestes Kostümbild: Thomas Olah ("Die Vermessung der Welt")
Beste Maske: Monika Fischer-Vorauer, Michaela Oppl ("Die Vermessung der Welt")
Beste Musik: Eva Jantschitsch ("Grenzgänger")
Bester Schnitt: Monika Willi ("Die Lebenden")
Bestes Szenenbild: Katrin Huber ("Kuma")
Beste Tongestaltung: Nils Kirchhoff, Bernhard Maisch, Dieter Meyer ("More than Honey")
Die meisten Nominierungen:
7 Nominierungen: "Grenzgänger" (Regie: Florian Flicker)
6 Nominierungen: "Paradies: Liebe" (Regie: Ulrich Seidl)
5 Nominierungen: "Die Wand" (Regie: Julian Pölsler)
4 Nominierungen: "Kuma" (Regie: Umut Dag)
Je 3 Nominierungen: "Tabu – Es ist die Seele ein Fremdes auf Erden" (Regie: Christoph Stark) und "Die Lebenden" (Regie: Barbara Albert)
Bester Spielfilm:
"Grenzgänger" (Regie: Florian Flicker)
"Paradies: Liebe" (Regie: Ulrich Seidl)
"Die Wand" (Regie: Julian Pölsler)
Beste Regie:
Florian Flicker für "Grenzgänger"
Julian Pölsler für "Die Wand"
Ulrich Seidl für "Paradies: Liebe"
Beste Darstellerin:
Martina Gedeck für "Die Wand"
Christine Ostermayer für "Anfang 80"
Margarethe Tiesel für "Paradies: Liebe"
Bester Darsteller:
Lars Eidinger für "Tabu – Es ist die Seele ein Fremdes auf Erden"
Andreas Lust für "Grenzgänger"
Karl Merkatz für "Anfang 80"
Bestes Drehbuch:
Florian Flicker für "Grenzgänger"
Julian Pölsler für "Die Wand"
Ulrich Seidl, Veronika Franz für "Paradies: Liebe"
Bester Dokumentarfilm:
"Evolution der Gewalt" (Regie: Fritz Ofner)
"Low Definition Control" (Regie: Michael Palm)
"Der Prozess" (Regie: Gerald Igor Hauzenberger)
Bester Kurzfilm:
"Hatch" (Regie: Christoph Kuschnig)
"Unser Lied" (Regie: Catalina Molina)
"366 Tage" (Regie: Johannes Schiehsl)
Beste Kamera:
Martin Gschlacht für "Grenzgänger"
Wolfgang Thaler, Ed Lachman für "Paradies: Liebe"
Carsten Thiele für "Kuma"
Bestes Kostümbild:
Cinzia Cioffi für "Kuma"
Birgit Hutter für "Tabu – Es ist die Seele ein Fremdes auf Erden"
Thomas Olah für "Die Vermessung der Welt"
Beste Maske:
Fabienne Adam, Brigitte Dettling für "Tabu – Es ist die Seele ein Fremdes auf Erden"
Monika Fischer-Vorauer, Michaela Oppl für "Die Vermessung der Welt"
Martha Ruess für "Kuma"
Beste Musik:
Lorenz Dangel für "Die Lebenden"
Eva Jantschitsch für "Grenzgänger"
Judit Varga für "Das Pferd auf dem Balkon"
Bester Schnitt:
Karina Ressler für "Grenzgänger"
Karina Ressler für "Oh Yeah, She Performs!"
Monika Willi für "Die Lebenden"
Bestes Szenenbild:
Andreas Donhauser, Renate Martin für "Paradies: Liebe"
Katrin Huber für "Kuma"
Renate Schmaderer, Enid Löser, Petra Heim, Hajo Schwarz für "Die Wand"
Beste Tongestaltung:
Heinz K. Ebner, Philipp Mosser, Berhard Maisch für "Das Pferd auf dem Balkon"
Nils Kirchhoff, Bernhard Maisch, Dieter Meyer für "More than Honey"
Dietmar Zuson, Tobias Fleig für "Die Lebenden"
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