Österreich, das (Laktose-)Intoleranzland

Österreich, das (Laktose-)Intoleranzland
KURIER-Autor Guido Tartarotti ätzt in seinem Programm "Selbstbetrug für Fortgeschrittene" über das Bobo-Zauberwort "vegan" - und er wird politisch.

Auf der Bühne kann und will Guido Tartarotti nicht leugnen, als Autor für den KURIER zu arbeiten: In seinem neuen, mittlerweile fünften Kabarettprogramm gibt er vor, noch ganz schnell ein "Ohrwaschel" schreiben zu müssen. Doch vor den Augen aller in die Tastatur des Laptops zu hacken: Das gelingt ihm nicht wirklich. Sein Auftrag lautet schließlich, die Zuhörer zu unterhalten, und das Thema seiner pointierten Meinungsrede ist der "Selbstbetrug für Fortgeschrittene".

Allerlei wundersames Material hat er zusammengesammelt. Mitunter driftet Tartarotti in abenteuerliche Fantasiegeschichten ab, aber er kehrt immer wieder zum Selbstbetrug als eine der großen menschlichen Schwächen zurück. Er selbst gesteht Anfälligkeit ein: Das Ziel, Gitarrist bei den Rolling Stones zu werden, scheiterte nur daran, dass er sein Lebtag lang zu jung dafür war.

Gesundheit und Ernährung seien, erklärt Tartarotti trocken, quasi die olympischen Spiele des Selbstbetrugs: Manche glauben tatsächlich, sich könnten sich Unsterblichkeit erhungern oder eressen. Die Ernährung stellt sich im Laufe des Abends sogar als der eigentliche rote Faden heraus. Mit Vorliebe ätzt Tartarotti über die "Generation Nahrungsmittelunverträglichkeit" und das Bobo-Zauberwort "vegan". Wenn das so weitergeht, dann werde es im Wirtshaus eigene Bereiche für Wurstesser geben – und eine laktosefreie Buchstabensuppe nur mit Binnen-Is.

Glutenfreie (aber damit nicht unbedingt gesündere) Produkte kaufe man, so Tartarotti, nur aus Angst. Wir würden im Zeitalter der Angst leben – auch vor den Ausländern. Österreich sei ein "(Laktose-)Intoleranzland" geworden. Ja, gegen Ende hin wird Tartarotti erstaunlich politisch. "Wir irren lieber in der Gruppe, als allein Recht zu haben." Sein Ratschlag daher: "Lassen Sie sich nichts einreden!" Der Ratschlag des Rezensenten und nicht ganz objektiven Kollegen lautet trotzdem: Schauen Sie sich das an!

Nächste Termine: 11. 1. Theater Forum in Schwechat, 18.1. Kabarett Niedermair und 20.1. Theater am Alsergrund (beide Wien).

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