O. R. Schatz & Carry Hauser im Wien Museum

Carry Hauser, Lisl Goldarbeiter – Miss Universe 1929.
Ein interessanter Vergleich: Zwei Wiener Künstler im Zeichen großer politischer Umbrüche.

Ein Beispiel, "wie aus der spannenden Idee einer Carry-Hauser-Personale eine noch spannendere Doppelausstellung wurde", ist für den Wien-Museum-Direktor Matti Bunzl "O. R. Schatz & Carry Hauser. Im Zeitalter der Extreme" (bis 16. Mai).

Die Schau ist eine Gegenüberstellung von zwei Künstlerpersönlichkeiten, die einander kannten, aber nicht befreundet waren, die viel gemeinsam haben und eine stilistische Nähe aufweisen. Beide haben die Zeitgeschichte – ein Jahrhundert mit politischen Umbrüchen – reflektiert.

Beide waren Maler der Wiener Kunstszene – mit einem breiten Spektrum ausgehend von "Expressionismus und Kubismus über die Neue Sachlichkeit bis hin zu einem gemäßigten Realismus nach 1945", so Kurator Ralph Gleis.

O. R. Schatz & Carry Hauser im Wien Museum
Wien Museum

Erneuerer

Beleuchtet wird dabei auch die politische Dimension in einer "Zeit der Extreme": Wien, die rote Insel im klerikal-konservativen habsburgischen Rumpf-Reich, ist faszinierende Großstadt mit Jazz und Varieté, aber zugleich mit Schattenseiten wie Gewalt, Verbrechen, Elend, Ausbeutung der Arbeiter und ausgemergelten Kinderfiguren, wie sie Carry Hauser, der "österreichische George Grosz", 1920 darstellt.

Im Kapitel "(Alb-)Traumbilder" werden verarbeitete traumatische Kriegserlebnisse und Ängste Hausers gezeigt. Der Part "Industriebilder" konzentriert sich auf Druckgrafiken von Schatz und "Das rote Wien", für das er Propaganda gemacht hat, und präsentiert den Künstler mit zahlreichen Holzschnitten vor allem als Illustrator.

Auf die Machtübernahme der Nationalsozialisten folgen "Exil und Vertreibung", weil die Frauen von Schatz und Hauser aus jüdischen Familien stammen.

O. R. Schatz & Carry Hauser im Wien Museum
Wien Museum
"Verzweifelter Optimismus nach 1945" ist der Übertitel eines weiteren Neuanfangs, als nach dem Krieg "zwei zerstörte Menschen in eine zerstörte Stadt zurückkehren", so Gleis, "angewiesen auf die Hilfe von Wiens erstem Kulturstadtrat Viktor Matejka."

Das Wien Museum besitzt die größte öffentliche Sammlung von Werken beider Künstler. Ausgestellt sind rund 300 Werke, u. a. zahlreiche Leihgaben und Raritäten wie eigenhändig gestaltete Künstlerbücher sowie bisher unbekannte Entwürfe zur Kunst am Bau.

Info: Bis 16. Mai; Di. bis So. & Feiertag, 10 - 18 Uhr

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