Nur die Liebe kann Freund "Schmidtie" retten

Nur die Liebe kann Freund "Schmidtie" retten
Der 78-jährige Amerikaner Louis Begley kann ziemlich ungemütlich werden, wenn man ihn auf sein Alter anspricht.

Sein Held in nun schon drei Romanen, der pensionierte New Yorker Wirtschaftsanwalt Schmidt, ist ebenfalls weit über 70, und Humor bzw. Selbstironie ist leider auch seine Sache nicht. Er scheint, haha, mit dem ehemaligen Anwalt Begley verwandt zu sein – abgesehen von seinen antisemitischen Anfällen. Entsetzt über die Falten im Gesicht, versucht er sich durch Sex und die Liebe zu retten. Das Porträt eines reichen, einsamen Mannes, der zusätzliche 6000 Dollar monatliche Fixkosten überhaupt nicht merkt, wird also fortgesetzt – nach "About Schmidt" (1997, verfilmt mit Jack Nicholson) und „Schmidts Bewährung“ (2000). Glücklich war „Schmidtie“ (wie Freunde ihn nennen müssen, sonst ist er beleidigt) nie. Nur Geld ist halt auch ein Schmarrn. Nach dem Tod seiner Frau hatte er eine um 40 Jahre jüngere Geliebte aus Puerto Rico. Trotzdem empfindet er sich als „bieder“.

Schmidt häuft weiterhin Vermögen an: als Kulturbeauftragter eines großzügigen, komischen, langschwänzigen ägyptischen Milliardärs, der ihn sehr mag und sogar bequeme Mokassins für ihn einfliegen lässt. Dass er sich mit seiner Tochter immer mehr zerkracht und dann versöhnt – das bringt "Schmidts Einsicht" die bewegendsten Momente.

 

 

Pubertär

Dem Titel zum Trotz bleibt Schmidt Schmidt. Etwas ruhiger geht er durch sein Nicht-Leben. Erwachsener. Außer beim Werben um die schöne Witwe eines ehemaligen Arbeitskollegen. Da wird er von Louis Begley spätpubertär vorgeführt; schonungslos. „Sein“ Autor lässt ihn vom Schicksal durchbeuteln; und freut sich angeblich, dass solches einem Erfolgsmenschen nicht erspart bleibt. Immerhin bringt er Schmidt zum Blühen, ein vierter Roman ist deshalb keineswegs ausgeschlossen.

KURIER-Wertung: ***** von *****

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