Stabile Seitenlage
Umhauen können einem da schon eher die Bierpreise: 6,50 Euro für ein Krügerl. Aber es gibt ja auch einen Campingplatz, wo man sich das mitgebrachte Dosenbier und Wodka vom Diskonter reinpfeift. Dessen Wirkung zwingt manchen Festivalgast schon am Nachmittag in die Knie – und ab in die stabile Seitenlage: Wer Glück hat, landet auf einer der wenigen Rindenmulch-Inseln. Wenn man sich dort mal etwas länger ausrasten muss, ist das auch kein Problem, denn viel verpasst man ohnehin nicht: Der Großteil der Bands, die das diesjährige Line up ausweist, sind Dauerbrenner in der sehr eintönigen Festivallandschaft.
So agierten am Mittwoch Slipknot bereits zum dritten Mal als Headliner auf den Pannonia Fields. Die Band aus Moines (Iowa) ist aber auch stets eine Bank, wenn es um harte Riffs und leichte Unterhaltung geht. Songs wie „The Heretic Anthem“ oder „The Blister Exists“ wurden live temporeicher als auf Platte dargeboten. Der stimmlich angeschlagene Corey Taylor gab die Hymne „Unsainted“, das wütende „Liberate“ und den Klassiker „Before I Forget“ zum Besten. Dazu gab es die obligatorische Pyro-Bühnenshow. Die hat der Keyboarder der Band, Craig Jones, nicht mehr miterlebt: Er saß wohl in einem Hotelzimmer oder schon im Flugzeug in Richtung Heimat – die Band trennte sich nämlich vor dem Auftritt in Nickelsdorf von ihrem langjährigen Mitglied.
Kaum Frauen
Ansonsten verlief, was die Musik betrifft, der erste und zweite Tag am Nova Rock relativ überschaubar. Man sah ein paar durchschnittliche Metal-Bands – vorrangig aus Nordamerika: Lorna Shore aus New Jersey klangen in etwa so, also würde man einem Fleischhauer beim Sau-Abstechen zuhören. Schonkost lieferten hingegen Asking Alexandria: Metal für Veganer. Disturbed aus Chicago schlugen einerseits entschlossen auf den Gitarren herum, andererseits wurde es hymnisch, fast schon gefühlvoll. Bei der Coverversion des Simon & Garfunkel-Klassikers „The Sound of Silence“ wurde ein Klavier auf die Bühne geschoben, dass der Gitarrist Dan Donegan behäbig bespielte.
Mit Sharon den Adel von der niederländischen Band Within Temptation stand am Mittwoch die erste und auch letzte Leadsängerin auf einer der drei Nova Rock-Bühnen: Eine Frau unter gefühlt 100 Männern. Wahnsinn. Auch im restlichen Line up muss man das weibliche Geschlecht mit der Lupe suchen. Die Ausrede, dass es sich dabei um ein Rock- und Metalfestival handelt, und es da ja kaum Frauen gibt, gilt nicht, denn es finden sich auch zahlreiche Rap- und Pop-Acts im Programm. Auch dort gilt: Eine reine Würstchenparty. Am Donnerstag waren etwa Tenacious D und The Prodigy die Headliner.
Rammstein waren gefühlt auch zu Gast am Festival: Man sah unzählige Besucher in Band-T-Shirts und wurde auch Ohrenzeuge von Gesprächen zum aktuellen Thema „Vorwürfe gegenüber Frontmann Lindemann“. Die Meinungsvielfalt reichte dabei von „Jo mei“, „Selber Schuld“ über „Das machen doch andere Musiker auch“. Es gibt also noch einiges zu tun.
Das weitere Programm
Freitag: Die Wiener Band Bilderbuch wird neben dem deutschen Pop-Rapper Casper als Headliner aufspielen. Dazu liefern Wolfmother Blues-Rock und Amon Amarth schwedische Unterkühltheit. Mit Scooter steht am Ende des Tages noch „Happy Hardcore“ am Programm.
Samstag: Neben Die Ärzte (sie spielen übrigens auch beim diesjährigen Frequency Festival in St. Pölten) agieren zum Abschluss u. a. Incubus und Josh. sowie die finnische Symphonic-Metal-Band Nightwish. Mehr Infos zum Festival finden Sie hier.
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