Und für eine Schauspielerin?
Als Schauspielerin war es eine Herausforderung, weil es keine einfache Szene gab. Es gab keinen Tag, von dem ich sagen konnte, ok, heute muss ich nicht so viel geben. Diese Rolle ist eine, in der man seine Seele entblößen muss. Und dazu braucht man als Schauspieler einen Regisseur, dem man vertrauen kann. Die habe ich in Susanne Bier gefunden. Sie ist wie ein Dirigent, sie hat Kontrolle über ein großes Orchester, Dreharbeiten mit ihr sind wie eine Symphonie, in der jede Nuance stimmt.
Es ist selten, dass ein Regisseur eine ganze Serie macht. Haben Sie Susanne Bier ausgesucht?
Ja, ich wollte schon ewig mit ihr arbeiten, ich halte sie für eine der talentiertesten Regisseure und habe seit Jahren ihre Karriere verfolgt. Und ich wusste gar nicht, wie gut sie ist, bis ich vor der Kamera stand. Sie hat mir erlaubt, still zu sein, was wenige Regisseure zulassen, weil sie nicht genug Vertrauen in die Geschichte und die Schauspieler haben. Aber Susanne wollte, dass die Zuschauer meine Gedanken lesen. Dazu kommt, dass ich ihre Arbeitsethik bewundere. Sie dreht 12 Stunden, dann bereitet sie den nächsten Drehtag vor und am Wochenende schneidet sie. Sie sagt, das ist typisch skandinavisch. Und obendrein ist sie ein wunderbarer Mensch. Sie ist Ehefrau, Mutter und Großmutter und besitzt diese Kombination aus stoisch und warmherzig. Nichts kann sie aus der Ruhe bringen.
Wie haben Sie Hugh Grant bekommen?
Das war nicht ich, das war Susanne Bier. Ich selbst dachte gar nicht, dass er die Rolle annehmen würde, denn er schlägt die meisten Angebote aus. Aber Susanne kennt ihn seit langer Zeit, und als ich meine Zweifel hatte, meinte sie, „Nein, nein, er macht das. Zu mir sagt er nicht ‚Nein‘.“ Und so war es dann auch. Sie hat eine Menge Power, diese Frau!
Es wird sehr viel über Ihren Look in der Serie geschrieben. Wie wichtig war das für die Story?
Susanne wollte eine Art Märchenlook kreieren, als Kontrast zur Geschichte. Deshalb ist auch New York so neblig und fast durchscheinend gefilmt. Und dagegen heben sich meine roten Haare, das grüne Kleid und der rote Mantel, über die alle reden, sehr stark ab. Die Ehre gebührt hier Susannes Kostümdesignerin Signe. Sie hat diese fast hypnotischen Farbkombinationen zusammengestellt.
Hugh Grant beschreibt Sie als „lustige, schrullige Australierin“. Wie würden Sie ihn beschreiben?
Haha, ja, ich bin jetzt lustiger und schrulliger, als ich es in jungen Jahren war. Man wird mit dem Alter lockerer. Ich war früher scheu. Ich kenne Hugh seit über 30 Jahren. Das war vor „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“, er war noch nicht berühmt, aber es wurde schon über ihn gesprochen. Er war damals mit Liz Hurley zusammen, und ich stand in London in „Blue Room“ auf der Bühne. Wir gingen alle gemeinsam essen. Meine Schwester war auch dabei, und er sagt immer, wir beide haben in einer Sprache miteinander gesprochen, die keiner verstand. Das war unser australischer Dialekt! Ich habe über die Jahre hinweg seine Arbeit verfolgt. Er ist ein wirklich guter Schauspieler. Anfangs hat sein Charme in den Richard Curtis-Filmen von seinem Talent abgelenkt, aber er wurde immer besser, je mehr er andere Rollen spielte.
Wie kam es, dass Sie auch den Titelsong singen?
Das war auch Susannes Idee. Wir waren in der Endproduktion, als der erste Lockdown begann, und zum Glück hat Keith (Urban, ihr Mann, Anm.) ein kleines Studio in unserem Haus, sonst hätte ich ihn gar nicht aufnehmen können. Susanne wollte, dass meine Stimme durch den Song eine Art Erzählerin wird.
Apropos singen: Sie spielen demnächst auch eine Rolle in „The Prom“, dem Musical von Ryan Murphy. War das eine nette Abwechslung von den dramatischen Rollen?
Oh Gott, nein. Musicals sind so schwierig, ich habe vergessen, wie schwierig, seit ich „Moulin Rouge“ gedreht habe. Dagegen ist eine psychisch anstrengende Rolle nichts. Ich bin ja auch nicht mehr die Jüngste, und habe seit „Moulin Rouge“ ein schwaches Knie, und die ganze Tanzerei war entsetzlich anstrengend. Aber wer sagt schon Nein zu Ryan Murphy? Und natürlich brauchen wir fröhliche Musicals im Leben. Gerade jetzt.
Sie fühlen sich mehr zu den düsteren, mysteriösen Rollen hingezogen, obwohl Sie in Wirklichkeit eine sehr fröhliche Person sind. Warum ist das so?
Mir werden nicht sehr viele Komödien angeboten, das ist die Wahrheit. Und natürlich bin ich auch sehr wählerisch, weil ich mit dem europäischen Kino aufgewachsen bin, und europäische Komödien sind anspruchsvoller. Deshalb habe ich auch zu „To Die For“ sofort ja gesagt, das war eine schwarze Komödie, die man in Amerika selten sieht.
Welche europäischen Filme haben Sie beeinflusst?
Auf jeden Fall Fellini, als ich 14, 15 war, verschlang ich seine Filme. Und französische, spanische und russische Filme, Kieslowski, Almodovar etc. Als Schauspielerin imponierte mir Isabelle Huppert. In Australien geht man ins Kino und sieht sich Filme mit Untertiteln an.
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