Sie haben auch produziert. Wie wichtig war Ihnen das, besonders bei diesem Film und diesem Thema?
Ich habe seit Jahren eine Produktionsfirma, und wir machen auch Filme, in denen ich nicht vorkomme. Bei meinen eigenen Projekten ist es mir dann besonders wichtig, wenn der Film entweder ohne mich nicht finanziert werden kann oder es sich – wie hier – um ein heikles Thema handelt. Charlize und ich hatten und wollten die Kontrolle. Und das inkludiert auch die Wahl des Regisseurs.
Hatten Sie Einfluss darauf, wie Ihre Rolle geschrieben wurde?
Gretchen Carlson ist eine kleinere Rolle, obwohl sie diejenige ist, die als erste klagt. Mir war wichtig, dass man ihre Kinder zeigt. Hier ist eine Mutter, die nach außen hin extrem tough wirkt, aber durch ihre Kinder sehen wir ihre Verletzlichkeit. Sie riskiert ihren Job und ihr Einkommen. Und sie ist nicht allein, sie hat Familie. Das war mir wichtig, und so wurde eine Szene inkludiert, die es im Originaldrehbuch nicht gab.
Wie verstanden Sie sich mit Charlize Theron?
Mit Charlize wollte ich immer schon befreundet sein, denn sie ist einfach cool. Hier ist diese starke Frau, die genauso groß ist wie ich, was ja nicht oft vorkommt, und sie ist eine toughe Single-Mutter, die sehr kämpfen musste, um nach Amerika zu kommen. Ich war anfangs ein wenig eingeschüchtert, habe dann aber gemerkt, dass sie weicher wird, wenn man sie umarmt. Also bin ich jeden Morgen in ihren Trailer gegangen, habe sie gedrückt, und sie hat zu lächeln begonnen.
Eine der fantastischsten Szenen ist die, in der Sie alle drei im Lift sind. Null Dialog. Wie war das beim Drehen?
Wir wollte mit dieser Szene die Unsicherheit der drei Frauen in Bildern zeigen. Sie ziehen nicht am selben Strang, sie vertrauen einander nicht, im Gegenteil. Sie haben Angst um ihr Ansehen, Angst vor der Zukunft. Angst davor, was passiert, wenn sie an die Öffentlichkeit gehen. Keine will die Erste sein, aber keine kann das in diesem Moment verbalisieren. Und diese komplexen Gefühle bringen wir alle in diesen engen, klaustrophoben Raum des Lifts. Es ist auch interessanterweise die einzige Szene im Film, in der wir alle drei gemeinsam vorkommen.
Ihre beste Freundin Naomi Watts spielt dieselbe Rolle in der TV-Serie. Zufall?
Wir haben darüber gelacht. Ja, es ist ja ein lustiger Zufall.
Konnten Sie mit Gretchen Carlson sprechen, um sich auf die Rolle vorzubereiten?
Nein, aber Fox hat uns alles gegeben, was wir haben wollten. Mehrere hundert Stunden Video, um zu lernen, wie sie spricht, wie sich bewegt. Mit Gretchen selbst konnte ich nicht reden, weil sie das vertraglich gar nicht darf. Sie hat unterschrieben, dass sie nie über die Vorfälle sprechen wird, um ihre Abfindung zu bekommen.
Wenn Sie an den Anfang Ihrer Karriere zurückdenken: Haben Sie sexuelle Belästigung erlebt oder bei jemand anderem beobachtet?
Jede Frau hat irgendwann einmal persönlich sexuelle Belästigung erlebt. Wie und ob man darüber spricht, wem man sich mitteilt, wie man darüber hinwegkommt und verheilt, und mit dem Thema als Gesamtes umgeht, ist extrem persönlich und für jede Frau – und auch manche Männer, vergessen wir nicht, dass auch Männer Opfer sein können – verschieden. Ich weiß nur, dass man früher viel weniger darüber geredet hat, und das war nicht gut. Ich habe zwei Töchter und Keith (Urban, Kidmans Ehemann, Anm.) und ich reden mit ihnen sehr wohl darüber. Wir sagen ihnen ständig, dass man immer „Nein“ sagen kann, ganz gleich wie klein und jung sie sind. Das ist ein Dauerthema bei uns zu Hause, und ich glaube, das macht einen Riesenunterschied, wenn sie einmal älter sind. Durch diese Gespräche haben wir die Möglichkeit, einer viel sicherere Welt für unsere Kinder zu schaffen.
Haben Sie selbst jemals einen sexuellen Übergriff erlebt?
Nein. Ich hatte Glück. Ich habe kein dunkles Geheimnis, über das ich nicht sprechen will. Ich bin nach Amerika gekommen und habe sofort zu arbeiten begonnen, weil ich schon in Australien eine Karriere hatte. Da gab es keine seltsamen Besetzungscouches oder schmierige Typen.
Und Sie haben sehr schnell Ihren ersten Mann Tom Cruise kennengelernt, und insofern hätte niemand gewagt, sie schief anzuschauen.
Das auch!
Was wissen wir noch nicht über Sie?
Ich wache immer gut gelaunt auf. Keith, mein Mann, sagt immer: "Du musst das den Leuten erzählen, denn es ist sehr ungewöhnlich, dass jemand immer mit guter Laune aufwacht."
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