Imbiss
Im Zentrum steht die übergewichtige Bibliothekarin Helen. Sie konsumiert zu Beginn Pizzaschnitten und Pudding in einer Imbissstube. Dabei trifft sie auf den gut aussehenden Tom. Er stochert in seinem Salat, die beiden kommen ins Gespräch. Er ist überwältigt von der Selbstironie dieser Frau, und die beiden werden ein Paar. Doch Tom will sich nicht mir ihr sehen lassen, denn er fürchtet die üble Nachrede der anderen. So kommt es auch. Sein Kollege Carter macht Helen zum Gespött der Firma. Jeannie, Toms Ex-Freundin aus der Buchhaltung ist außer sich, dass ein „fettes Schwein“ ihre Nachfolgerin ist. Tom hält das alles nicht aus und trennt sich von Helen.
Die Uraufführung war vor 20 Jahren, als von #Metoo noch keine Rede war und „Body Positivity“ erst nach und nach aufkam. Regisseur Sam Madwar lässt sein vierköpfiges Ensemble auf seiner Drehbühne, die ein Büro, einen Schnellimbiss und einen Strand zeigt, den Text abspulen, als hätte es nicht einmal Feminismus gegeben. Er zeigt ein konventionelles Konversationsstück, in dem sich Männer abfällig über das Aussehen ihrer Kollegin äußern.
Emotionen
Die Figuren kommen über Klischeehaftes nicht hinaus, Frauen haben die Dienstleistungen zu erledigen, müssen leiden oder sind hysterisch. Männer haben die besseren Jobs und sagen, wann sie genug von einer Beziehung haben. Die Dialoge erschöpfen sich. Irgendwie wirkt das Ganze wie ein Ibsen für Mittellose.
Aber: Gespielt wird gut. Anna Sagaischek geht als übergewichtige Helen bis zur Selbstentäußerung und berührt mit ihrer Verletzlichkeit. Ben Spindelberger vermittelt Toms wechselnde Emotionen absolut glaubwürdig. Selina Ströbele ergänzt als dessen Ex-Freundin Jeannie mit einer Überdosis an Ausbrüchen. Sebastian von Malfèr zeigt die dunklen Abgründe von Toms Kollegen Carter. Betroffener, aber freundlicher Applaus.
Text: Susanne Zobl
"Fettes Schwein": Noch bis 25. Mai im Theater Scala – von Dienstag bis Samstag um 19.45 Uhr
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