So beschreibt Rapperin Ashnikko das Konzept ihres eben erschienenen Debüt-Albums „Weedkiller“ im Interview mit dem KURIER. „Bekannt wurde die als Ashton Nicole Casey geborene Amerikanerin 2019 als ihr Song „Stupid“ viral ging, aber auch mit ihren von Sci-Fi-Filmen-geprägten Videos. Ihr Musikstil ist ein kantiger Hip-Hop-Pop-Mix, der oft auf spartanischen Rhythmen und raffinierten, aber dämonisch-aggressiven Klanggebäuden basiert, wobei aber auch Singer/Songwriter-Elemente einfließen.
Natürlich, sagt die 27-Jährige, spiele in die „Weedkiller“-Story auch die Bedrohung durch den Klimawandel hinein. Aber: „Ich maße mir nicht an, Antworten zu haben. Es macht mich nur traurig, dass wir den Bezug zu unserem Planeten verlieren, weil uns das Wirtschaftswachstum wichtiger ist und alle immer nur mehr und mehr wollen. “
Inspiriert ist Ashnikkos „Maschine gegen die Natur“-Story von ihrer Liebe zu dystopischen Sci-Fi-Geschichten.
„Ich finde zum Beispiel ,MaddAddam´ von Margaret Atwood, aber auch Manga Comics und die Werke von Neil Gaiman und dem Illustrator Brian Froud faszinierend – Geschichten, die in fantasievollen, dystopischen Welten spielen. All das ist in die Story eingeflossen, die ich vor zwei Jahren geschrieben habe und auf der Songs wie ,Weedkiller’, ,Super Soaker’ und`,Dying Star` beruhen. “
Jeden Tag, erzählt sie, haben sie ein schlechtes Gewissen, weil sie in einer Industrie arbeite, die nicht nachhaltig sein kann, schon alleine, weil sie mit häufigen Flugreisen verbunden ist. „Aber auf dem Level, auf dem ich zurzeit Zeit arbeite, kann ich mir eine grüne Tournee finanziell nicht leisten. Dann würde von den Einnahmen nichts mehr überbleiben. Also tue ich, was ich kann, und schaue, wie ich vielleicht in der Zukunft etwas zurückgeben kann.“
In allen Songs von „Weedkiller“ schwingen aber auch Themen mit, die mit Ashnikkos persönlicher Entwicklung zusammenhängen – etwa die Suche nach der eigenen Identität und weibliche Selbstermächtigung. Speziell in dem Song „Miss Nectarine“.
Da geht es um das Aufwachsen in einem konservativen Umfeld. Ashnikko wurde nämlich in Oak Ridge in North Carolina geboren, lebte dann aber wegen des Jobs ihres Vaters lange in Lettland, wo sie sich fremd und entwurzelt fühlte.
„Ich werde zwar als weibliche Person wahrgenommen, bin aber nicht-binär. Und in dem Song geht es darum, wie es sich anfühlt, wenn man sich als queere Person in die beste Freundin verliebt, sich das aber nicht auszudrücken getraut, weil man sich dazu in seinem Umfeld nicht sicher genug fühlt und keine Unterstützung dabei bekommt.“
Mit 18 Jahren zog Ashnikko deshalb alleine nach London. Das war nicht nur wegen der Musikkarriere die Traumstadt. „Ich wusste immer, ich muss bei der ersten Gelegenheit weg von Lettland und in einer großen Stadt leben. Denn nur dort kann ich mich selbst finden.“
Einer der bemerkenswertesten Songs von „Weedkiller“, sowohl musikalisch als auch thematisch, ist „Possession of A Weapon“. Ashnikko hat ihn geschrieben, als der Supreme Court in den USA eine Grundsatzentscheidung aus dem Jahr 1973 aufhob, wodurch das Recht auf Schwangerschaftsabbruch eingeschränkt wurde.
„Meine Reaktion darauf in dem Song ist: Wenn ihr meinen Körper derart kontrollieren wollt, dann reiße ich mir meine Gedärme und meine Gebärmutter aus dem Leib und serviere sie euch als eine lange, blutige Fleischmasse auf einem Silbertablett. Das ist natürlich ironisch überzeichnet – aber eigentlich finde ich diese Entwicklung unendlich traurig.“
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