Neues Album von Son Of The Velvet Rat: "Ghost Ranch"
Auf "Ghost Ranch" machen sich Son Of The Velvet Rat über Schein und Realität, Liebe und Entfremdung Gedanken: Songs, die zwischen Joshua Tree und Graz entstanden sind.
Als „imaginären Ort, der Sehnsucht verkörpert“, sieht Georg Altziebler, Protagonist des Musikprojektes Son Of The Velvet Rat, die „Ghost Ranch“. So haben er und seine Duo- und Ehe-Partnerin Heike Binder ihr neues Album genannt und damit ins Schwarze getroffen: Die Musik klingt wie der Soundtrack zu den Bildern von Wüste und Weite, von schroffen Felsen und einsamen Häusern, die der Begriff „Ghost Ranch“ hervorruft. Luftige Folk-Gitarren verschmelzen mit Einflüssen aus Blues und Rock zu melancholischen Songperlen, die zum Träumen einladen.
„Mich hat an dem Namen ,Ghost Ranch´ interessiert, weil das ein gegensätzliches Begriffspaar ist“, erzählt der Musiker, der das halbe Jahr in Graz und das andere halbe Jahr in den USA lebt, im Interview mit dem KURIER. „Zwar heißt das Anwesen der Malerin Georgia O’Keeffe so, aber trotzdem assoziiert jeder etwas anders mit dem Begriff. Das war mir wichtig.“
Widerborstig
Viele würden den Sound auf „Ghost Ranch“ als Americana bezeichnen. Altziebler selbst sieht sich und seine Frau als „interkontinentale Chansonniers“. Als solche brechen die beiden die einnehmende Schönheit ihrer Lieder gerne mit „gespensterhaften“ Elementen auf, um sie interessant zu machen. Auf „Ghost Ranch“ machen Son Of The Velvet Rat das gelegentlich mit dem Theremin, jenem elektroakustischen Instrument, das auf dem Beach-Boys-Hit „Good Vibrations“ zu hören ist. Dorit Chrysler, die in Graz lebt, spielt das Theremin meisterhaft.
Die Gitarre von Marc Ribot liefert die gespensterhaften Elemente dieses Albums. „Die Widerborstigkeit seines Sounds, aber gleichzeitig die unglaubliche lyrische Qualität in seinem Ton, hat mich immer schon fasziniert. Er ist in den USA unglaublich gefragt. Aber ein Freund, in dessen Studio wir aufgenommen haben, kennt ihn. Als ich sagte, dass es ein Traum wäre, Marc für die Stücke ,Are The Angels Pretty’ und ,Beautiful Day’ zu bekommen, schrieb er ihm eine SMS und innerhalb von fünf Minuten kam zurück, dass Marc das machen will“, erzählt Altziebler, Ribot selbst habe er nicht getroffen, denn der lebt in New York, die Altzieblers in Joshua Tree, einem Wüstengebiet bei Los Angeles. Dorthin gezogen hat es die beiden vor vielen Jahren, weil sie in den USA mehr Auftrittsangebote bekamen. Jetzt leben sie von August bis Februar in den USA und im Sommer in Graz.
„Der Winter ist in Joshua Tree schöner, weil fast die ganze Zeit Sonne ist. Dieser Rhythmus hängt aber auch damit zusammen, dass unser Sohn das halbe Jahr dort und das andere halbe Jahr in Österreich in die Schule geht.“ Der Einfluss der Weite der Landschaft, von der Son Of The Velvet Rat in den USA umgeben sind, schlägt sich auch in den Song-Texten. Es geht um Sehnsucht, die Gedanken, die ein Flug über die Wüste auslösen kann, Schein und Realität, Liebe und Entfremdung. Die Ambiguität der dortigen Mentalität spiegelt sich in „Rosary“ wieder: „Kalifornien ist ja immer demokratisch. Aber in unserer Gegend leben viele evangelikale Christen, deren Faszination für Waffen auf ihre ,Jesus ist mein Retter’-Haltung prallt. Die Leute vereinen diese gegensätzlichen Pole auf widersprüchlichste Art in sich. Sie sind zum Beispiel beim Autofahren unglaublich höflich und diszipliniert, haben aber den Revolver im Handschuhfach.“
Termine: Am 5. 4. startet die Österreich-Tour von Son of The Velvet Rat in Ried im Innkreis, am 26. 4. treten sie im Porgy & Bess auf. Alle Termine gibt es auf sonofthevelvetrat.com
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