Neues Album von Ariana Grande: Die Stärke der Popmusik

Neues Album von Ariana Grande: Die Stärke der Popmusik
Nach dem Anschlag von Manchester: Neuerscheinung der US-Sängerin als Statement über die reine Musik hinaus.

Man kann sich kaum vorstellen, wie schwierig es gewesen sein muss, dieses Album zu machen.

Im Mai 2017 brachte ein Extremist in Manchester 22 junge Besucher eines Konzerts von Ariana Grande um. Nun ist mit „Sweetener“ ein neues Album Grandes erschienen, das erste nach dieser Tragödie.

Es macht alles richtig.

Einer derart niederträchtigen Tat und ihrem ebensolchem Gedankenumfeld etwas entgegenzusetzen, daran scheitern auch komplexere Gebilde als ein Popalbum eines ehemaligen Kinderfernsehstars. „Sweetener“ tut das einzig Richtige: Das Album beharrt auf seiner eigenen Erzählung, die wiederum ein Teil einer anderen großen Erzählung ist: jener von der offenen, grenzenlosen Supernation der Popmusik. In der sind Trennungen ein großes Drama, in der tanzt man über neue Ausformungen bekannter Beats, bekannter Themen, bekannter Stimmakrobatiken hinweg.

Und das Leben in all seiner alltäglichen Verästelung ist natürlich viel näher und wichtiger als der blöde Tod.

Diesen Horizont einschränken? Das haben nur Musiker nötig, die sonst nichts zu bieten haben.

Grande (25) aber nimmt eine Position der Stärke ein. Zu recht. 150 Millionen Follower hat sie zusammen auf Instagram und Twitter. Mit ihrer Mischung aus Sexyness, Schöngesang und Hitparadentauglichkeit hat sie sich bei ihren Fans auch die Möglichkeit zum positiven Einwirken geschaffen.

Sie steht für verspielte Leichtigkeit, aber auch als unaufdringliches Vorbild für jene besonders schwierigen Phasen, in denen man als junger Mensch nicht weiß, wo oben und unten ist.

So ist auch die Musik.

Mit Nicki Minaj stolpert Grande leichtfüßig durch „The Light is Coming“, mit der vielleicht programmatischsten Textzeile des Albums: „Das Licht kommt, um alles wiederzubringen, was die Dunkelheit gestohlen hat.“

Es folgt „God is a Woman“, natürlich, möchte man sagen, ebenfalls gut tanzbar und als Vorlage für den Weg zur Strandparty tauglich.

Wer das als oberflächlich abtut, hat nichts von der Gegenwart gelernt.

Aber es geht auch ans Herz. „Better Off“, „Get Well Soon“ sind Balladen für den Alltag in turbulenten Zeiten. Und „No Tears Left To Cry“ tut zuerst auf schwer schmalzbelegten Trennungssong – aber Grande steht sofort wieder auf. Man könne ja wegen so einer Kleinigkeit wie einem Mann nicht einfach aufhören. Das weiß man, das kann man noch einmal erzählen. Und die nächste Liebe wartet in Grandes Zielgruppen-Alter eh ums nächste Eck.

Verspielt

Hin und wieder verfällt Grande ins stimmakrobatische Jodeln, mit dem ihre Kolleginnen wie Christina Aguilera die Nullerjahre bestritten.

Soll sein. Der Rest ist angenehm verspielt (Pharrell produzierte viele Songs, und die legendäre Missy Elliott gastiert auch). Und Popmusik, wie sie sein sollte.

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