Neues Album von AUT of ORDA: Selbstironie ist besser als Empörung

Neues Album von AUT of ORDA: Selbstironie ist besser als Empörung
Mit ihrem mit wuchtigen Beats und bissigen, sozialkritischen Texten vollgepackten Album „Das Empörium schlägt zurück“ bringen AUT of ORDA die Lachmuskeln und die Tanzbeine zum Zucken

„Was interessiert uns, was mal wird, wir leben im Hier und Heute. Was morgen ist, ist ungewiss und trifft die kleinen Leute!“

Das sind ein paar der zahmeren Zeilen des Textes zum AUT-of-ORDA-Song „Life’s A Party“, mit dem Christopher Seiler (bekannt von Seiler und Speer), Paul Pizzera (von Pizzera & Jaus) und Produzent Daniel Fellner in die Rolle der René Benkos oder Jan Marsaleks der österreichischen High Society schlüpfen und in jeder Zeile mit spitzzüngiger Sozialkritik und Wortwitz punkten. Weil der Song auch einen mächtigen Hip-Hop-Beat und einen unwiderstehlichen Refrain bietet, kann man sich gut vorstellen, dass die, die das Trio damit kritisiert, im Sommer im Cabrio an der Uferpromenade vom Wörthersee dahinbrettern und laut „Life’s A Party“ grölen.

„Die dazu zu bringen, wäre natürlich die Königsdisziplin“, lacht Paul Pizzera im Interview mit dem KURIER. „Gemeint sind mit dem Song Blümel und Kurz und deren Gruppenmachenschaften. Und natürlich die Wirecard-Affäre und die Benko-Pleite – einfach all die reichen Leute, die es sich immer irgendwie richten können.“

Narzissmus

Daniel Fellner fügt mit freudiger erregter Stimme hinzu: „Wenn genau die den Song feiern, entlarven sie sich als Dodeln. Aber vielleicht ist ja dann auch nur der Narzissmus so groß, dass es ihnen egal ist, ob ein Lied negativ ihnen gegenüber ist, Hauptsache, es geht um sie.“

„Life’s A Party“ ist Teil des heute erscheinenden ersten Albums von AUT of ORDA und typisch für den Stil des Trios. Gegründet haben die drei die Band, weil sie damit musikalisch freier und im Ausdruck bissiger und sarkastischer sein können als bei ihren Stammbands.

Tatsächlich kennen AUT of ORDA keine Tabus – weder in der Themen- noch in der Wortwahl. Jeder, der kritisiert wird, wird beim Namen genannt, immer so in Reime eingebaut, dass man zwei, drei und vier Mal bei jedem Song laut loslachen muss. Und mit Spielereien mit deftigen Schimpfworten sparen sie auch nicht.

Das zeigte der schon vorigen Sommer veröffentlichte Song „Mi Amor“, in den die Musiker spanische Kraftausdrücke eingebaut haben. „Da gab es dann ein paar Kommentare, dass man das verbieten soll“, erzählt Pizzera. „Es ist aber kein Problem, wenn Gayle in ihrem Song ,abcdefu’ ,fuck you’ singt. Wir haben uns gedacht, wir machen einen Song, in dem wir der scheinheiligen Welt des Radios den Spiegel vorhalten. Denn warum geht so etwas in der einen Sprache und in der anderen nicht? Und wenn ich mir anschaue, was sich manche Politiker in Chatnachrichten schreiben, frag ich mich, warum wir nicht Hoden sagen dürfen.“

Auch wegen ihres Songs „Nebel“ mussten AUT of ORDA schon Kritik einstecken – wobei es dabei aber nur vordergründig um den Drogennebel geht.

Dämonen

„Es geht um Sucht im Allgemeinen“, sagt Pizzera. „Darum, dass wir in einer wahnsinnig beängstigenden Zeit leben – egal, ob wegen der Klimakrise und der Inflation oder ob es die zwei Kriege sind, die wir haben, und der große, der hoffentlich nie kommt, aber immer wieder befeuert wird. Es bedeutet, dass einem ja permanent nach jedem Newsfeed in der Früh schlecht wird. Man will sich aber gut fühlen. Und das macht man dann mit Suchtmitteln – wurscht, ob das Drogen, Alkohol oder die Sozialen Medien sind. Damit erschaffst du dir – um die alten Dämonen zu bekämpfen – neue Dämonen. Das sieht man daran, dass es in Österreich grad so viele Suchtkranke gibt wie nie zuvor. “

Aber wer sind die Empörten aus dem Albumtitel „Das Empörium schlägt zurück“? Das seien alle, sagen die beiden (Christoper Seiler war beim Interview krankheitshalber verhindert), das Phänomen, sich zu empören, ziehe sich durch alle Schichten und Gruppierungen.

„So penibel und feindselig wie die Stimmung gerade ist, war sie noch nie. Wir finden, dass man ruhig ein bisschen mehr Selbstironie und Humor walten lassen kann. Und ja, die Menschen, die sich dem rechten Lager zuordnen, empören sich sehr, sehr viel. Aber komischerweise auch Leute, die uns gesinnungstechnisch näher sind.“

Für Daniel Fellner liegt das auch an den Sozialen Medien: „Damit hat jeder eine Stimme. Und in dem permanenten Kampf um Aufmerksamkeit werden nur die lautesten und brachialsten gehört. Dadurch verroht der Umgangston und der Umgang miteinander.“

Am 18. 4. starten AUT of ORDA in Linz ihre Tour. Alle Daten: autoforda.at

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