Neue Oper Wien zeigt "Passion" von Pascal Dusapin im Muth
Claudio Monteverdi eröffnete mit seinem 1607 uraufgeführten "L’Orfeo" neue Klangwelten. 401 Jahre später demonstriert der französische Komponist Pascal Dusapin, wie diese im 21. Jahrhundert klingen können. Vereinfacht ausgedrückt, er steckt die Musik in ein neues "Klanggewand" wie in seiner Kurzoper "Passion", die 2008 in Aix-en-Provence erstmals gezeigt wurde. Die Neue Oper Wien führt diese eindrucksvoll im Muth auf.
Eine Frau (Lei) und ein Mann (Lui) erleben die Facetten einer Leidenschaft, die fatale Leiden schafft. Das italienische Libretto (Dusapin und Rita de Letteriis) schildert, wie auf ein furchtsames Einander-Annähern, ausgelöst von einer Art Magnetismus, der ein Entkommen unmöglich macht, zwei Liebende in eine Katastrophe geraten lässt.
Beeindruckend
Ursula Horners Inszenierung driftet auf der von durchbrochenen Wänden beklemmend eingegrenzten Bühne (Norbert Chmel) von einer Idylle in die Unterwelt, lässt in manchen Szenen an eine Story à la "Gefährliche Liebschaften" von Choderlos de Laclos denken und am Ende gar an Shakespeares "Othello", womit das Thema "Femizid" schlüssig eingebaut ist. Melis Demiray zieht mit ihrem expressiven Sopran alle Register, seufzt, stöhnt, intoniert ihren fordernden Part beeindruckend. Wolfgang Resch überzeugt mit seinem erdigen Bariton. Das sechsköpfige Vokalensemble von der Kunstuniversität Graz agiert stimmlich und darstellerisch exzellent. Die akkurat ausbalancierte Klangregie (Christina Bauer) geniert in weiten Passagen eine Art sphärische Atmosphäre. Viel Applaus für alle Beteiligten.
Kritik: Susanne Zobl
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