Neue Musik, geboren aus dem Fetisch

Da sage noch jemand, dass die Neue Musik, nun ja, unsexy ist.

In der New York Times hat der österreichische Komponist Georg Friedrich Haas, Staatspreisträger und Erschaffer feinster mikrotonaler Verschiebungen, das Geheimnis seines jüngsten Schaffensschubes erklärt: Es ist die Beziehung zu seiner neuen Frau, im Speziellen: Die Tatsache, dass Haas in dieser Beziehung erstmals seine Neigung als dominanter Part einer Beziehung zwischen einem Dominanten und einer sich Unterwerfenden ausleben kann.

Seither habe sich sein künstlerischer Output verdoppelt, sagt Haas (62) im Interview mit der Zeitung, Zuvor hatte Haas bereits in einem Interview für VAN (ein Onlinemagazin für klassische Musik) über seine Beziehung gesprochen.

Neue Musik, geboren aus dem Fetisch
Zentraler Komponist: Georg Friedrich Haas.
Der Komponist fühle sich "befreit", nachdem er in seinen drei gescheiterten Ehen diese damals als "teuflisch" empfundene Neigung unterdrücken müsste. Ein persönliches Schicksal, das er mit vielen anderen Komponisten der Geschichte - etwa Schubert und Tschaikowski, die mit ihrer Homosexualität haderten - teilt.

Mollena Williams-Haas nennt ihren Mann "Herr Meister". Sie betreibt einen Blog, der sich u.a. mit Bondage beschäftigt. Ihre Beziehung aber sei "weit traditioneller" als das, betont Haas. Williams-Haas sei während des Kompositionsprozesses bei ihm, sie widmet einen Gutteil ihrer Zeit der Unterstützung des Komponisten bei seinem Schaffen.

Er wolle auch junge Komponisten ermutigen, untraditionelle Neigungen nicht zu unterdrücken, sagt Haas. "Der wichtigste Schritt war zu sagen: Ja, ich will dominant sein, ja, ich will mit Schmerz spielen". Und jetzt "ist es vielleicht leichter, zu tun was ich will, weil ich nicht von unerfüllten Begierden gestört werde."

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