Neue CD: Die Toten Hosen feiern, was die Nazis einst verboten haben
Oktober 2013, Düsseldorf. Zusammen mit dem Symphonie-Orchester der Robert Schumann Hochschule haben die Toten Hosen den Konzertabend "Willkommen in Deutschland" gestaltet – ein Gedenkkonzert anlässlich des 75. Jahrestages der Ausstellung "Entartete Musik" zur Zeit des Nationalsozialismus. Mit dieser Schau im Düsseldorfer Ehrenhof wollte NS-Funktionär Hans Severus Ziegler 1938 Musik anprangern, die seinem Regime als "entartet" galt – Musik jüdischer Künstler, aber auch Jazz und Avantgarde.
Jetzt ist eine Aufzeichnung des Gedenkkonzertes, bei dem die Hosen Werke und Lieder von Brecht/Weill, Arnold Schönberg und den Comedian Harmonists, aber auch zum Thema passende eigene Songs gespielt haben, als Doppel-Album veröffentlicht worden.
Schönheit
"Mir war klar, dass wir dabei nicht in so eine Betroffenheit ausarten dürfen", erklärt Sänger Campino, auf der dem Paket beiliegenden Doku-DVD. "Wir wollten die Schönheit und die Kraft dieser Musik zeigen und beweisen, dass sie nicht vernichtet worden ist. Es ging uns um die gemeinsame Geste von Klassik- und Rockmusikern, die über ihre Grenzen hinweg ein Zeichen setzen und miteinander zeigen, welche Bandbreite von Musik unter dem Nazi-Terror als ,entartet‘ gegolten hat."
Das haben Die Toten Hosen, ihr Orchester und die Chöre mit dem Album "Willkommen in Deutschland" auf jeden Fall erreicht. Betroffen macht das aufwendig gestaltete Booklet mit seinen Dokumenten zur Ausstellung und der Vernichtung der Kulturvielfalt in der damaligen Zeit.
Betroffen machen auch "Die Moorsoldaten" (von Häftlingen eines Konzentrationslagers) oder "A Survivor From Warsaw" von Schönberg mit Campino als Erzähler. Aber Songs wie "Die Moritat von Mackie Messer" aus der "Dreigroschenoper", der fünfstimmige Männerchor bei "Ich muss heute singen" und auch "Europa" und "Sascha ... Ein aufrechter Deutscher" aus dem Hosen-Repertoire machen trotz der Thematik und des Kontextes auch Spaß.
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