Neue Begehrlichkeiten nach Egon Schieles "Tote Stadt III"

Rudolf und Elisabeth Leopold im Herbst 1999
Erben nach Fritz Grünbaum versuchen es wieder: Sie fordern 14 Werke von Schiele.

Der 23. September 1999 war für Rudolf Leopold und seine Frau Elisabeth ein besonderer Tag: Das Ehepaar präsentierte das nach Wien zurückgekehrte Gemälde "Tote Stadt III" von Egon Schiele.

Neue Begehrlichkeiten nach Egon Schieles "Tote Stadt III"
VIE13:SCHIELE:WIEN,23SEP99 - Das in den U.S.A. vor 21 Monaten beschlagnahmte Schielebild "Tote Stadt III" aus der Sammlung Leopold ist in Wien eingetroffen. Der Sammler Rudolf Leopold und seine Frau Elisabeth praesentierten das Gemaelde heute der Oeffentlichkeit und aeusserten die Hoffnung, dass auch das zweite Bild, "Bildnis Wally" bald freigegeben werde. lf/REUTER OESTERREICH/Photo by Heinz Peter Bader REUTERS
Zu Weihnachten 1997 waren inNew Yorkzwei Schieles aus der SammlungLeopoldbeschlagnahmt worden, weil sie in Verdacht standen, NS-Raubgut zu sein. Im Falle "Bildnis Wally" bestätigte sich dieser. Hinsichtlich der "Toten Stadt III", das einst dem 1941 im KZ Dachau getöteten Kabarettisten Fritz Grünbaum gehört hatte, stellte sich hingegen heraus, dass die Antragsteller, Rita und Kathleen E. Reif, nicht erbberechtigt waren.

Nun fordern Erben von Grünbaum ein weiteres Mal die "Tote Stadt III" zurück. Und nicht nur dieses, sondern insgesamt zwölf Schiele-Werke aus dem Leopold Museum und zwei aus der Albertina. Wider besseres Wissen heißt es auf der Homepage der Erben und ihres Anwalts Raymond J. Dowd: "Grünbaum wurde in Dachau ermordet, seine Kunstsammlung geraubt. 15 Jahre forderten die Erben eine Restitution – ohne Reaktion." Den "Opfern der verfehlten Restitutionspolitik Österreichs" bleibe daher "kein anderer Weg, als die Gerichte in USA anzurufen", um "Gerechtigkeit für Fritz und Elisabeth Grünbaum zu erlangen".

Es handelt sich aber wohl eher um ein innerfamiliäres Problem. Grünbaum kam nach dem "Anschluss" ins KZ, seine Frau Lilly suchte um eine Ausfuhrgenehmigung der riesigen Kunstsammlung an. Das Übersiedlungsgut wurde einer Spedition eingelagert, Lilly gelang die Flucht aber nicht: Sie wurde 1942 im KZ Maly Trostinec ermordet.

Grünbaums Schwägerin

Mitte der 1950er-Jahre verkaufte Mathilde Lukacs, eine Schwester von Lilly, viele Schiele-Blätter und auch die "Tote Stadt III" an die Galerie Klipstein & Kornfeld in Bern. Den größten Teil erwarb der Händler Otto Kallir, der sie dann in seiner New Yorker Galerie St. Etienne präsentierte. Dort erwarb Leopold 1958 die "Tote Stadt III".

Unbedenkliche Erwerbungen sind auch die Blätter "Andacht" und "Akt mit orangefarbenen Strümpfen", die nun zurückgefordert werden. Das stellte die sogenannte Michalek-Kommission bereits 2010 fest. Keine Dossiers liegen zwar zu den anderen über Bern angekauften Werken – darunter "Selbstbildnis mit Grimasse" und "Rote Bluse" – vor. Im Leopold Museum sieht man aber derzeit keinen Handlungsbedarf.

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