"Network“ im Theater Scala: Sinkende Quoten sind der Tod

"Network“ im Theater Scala: Sinkende Quoten sind der Tod
Lee Halls bittere Mediensatire ist nun in Wien auf der Bühne zu sehen.

Von Susanne Zobl

Die Quote entscheidet über Gedeih oder Verderb von Fernsehsendern, Zeitungen und Zeitschriften. Das ist nicht erst in Zeiten des Internets so.

Dieses Damokles-Schwert steigender oder, bewahre, sinkender Seher- und Leserzahlen schwingt seit Jahrzehnten über allen Medien, wie Paddy Chayefsky in seinem Drehbuch „Network“ bereits in den 1970er-Jahren zeigte. Sidney Lumets legendäre Verfilmung mit Peter Finch, Faye Dunaway und William Holden in den zentralen Rollen wurde zu Recht mit mehreren Oscars ausgezeichnet.

Lee Hall arbeitete die bittere Mediensatire wenig später für das Theater um. Diese Version zeigt Bruno Max in seinem Theater Scala.

Die Bühne verwandelt er gekonnt in ein Fernsehstudio, das auf einer Drehbühne mit sehr gut gefertigten Projektionen je nach Bedarf zum Wohnzimmer, Büro oder Sitzungsraum mutiert. Regisseur Felix Metzner geht nicht explizit auf die heutigen Fragen in der Branche ein, wie etwa Künstliche Intelligenz. Aber das muss er nicht, denn letzten Endes geht es immer nur um das eine: die Quote.

Im Zentrum steht der Nachrichtensprecher Howard Beale, der wegen sinkender Seherzahlen entlassen werden soll. Alexander Rossi steigert sich mit Verve in diese Gestalt. Als er vor laufender Live-Kamera seinen Selbstmord ankündigt, erkennt die Programmdirektorin Diana Christensen dessen Potenzial, lässt ihn als eine Art „Wutbürger“ auftreten, was dem Sender enormen Aufschwung verschafft.

"Network“ im Theater Scala: Sinkende Quoten sind der Tod

Hauptsache live

Als dieser nachlässt, hat sich Beale längst das Wohlwollen des abgeklärten Konzernchefs (Simon Brader) verschafft. Um Beale loszuwerden, lassen ihn Christensen und der Manager Frank Hackett live auf Sendung von einer Terrororganisation erschießen. Sieht man von ein paar Längen ab, wird hier solide Unterhaltung mit Tiefsinn geboten.

Gespielt wird höchst engagiert: Neben Rossi überzeugt Eszter Hollósi als

Diana Christensen, Hendrik Winkler ist ein authentischer, geplagter Manager, Leopold Selinger zeigt einen Nachrichtenchef in der Midlife-Crisis. Der Rest des Ensembles formiert sich zu einem homogenen Team in einem Fernsehstudio. Zu Recht herzlicher Applaus. Susanne Zobl

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