Netrebko auf Rotem Platz bejubelt

Opernstar Anna Netrebko sang in Moskau Verdi-Arien und erntete frenetischen Jubel (am Sonntag in ORF 2).

Frenetischer Jubel über "Moskauer Nächte": Mit "Bravo"-Rufen und minutenlangem Beifall feierten rund 7.500 Klassikfans am Mittwochabend auf dem Roten Platz in Moskau die russische Operndiva Anna Netrebko. Strahlend und Arm in Arm mit ihrem Co-Star Dmitri Chworostowski verließ die Starsopranistin die Bühne vor malerischer Kulisse. Es ist das erste Mal, dass die derzeit bekannteste Sängerin des Landes auf dem wichtigsten Platz in Russland ein Konzert gab - und der Erfolg war groß. "Sie ist einfach die Beste", schwärmte Zuhörer Alexander. ORF 2 zeigt am Sonntag (23. Juni) um 22.00 Uhr in ORF 2 einen rund 95-minütigen Zusammenschnitt des Konzerts unter dem Titel " Anna Netrebko und Dmitri Hvorostovsky am Roten Platz".

Kaum ein Sitz der in den russischen Nationalfarben weiß-blau-rot gefärbten Stuhlreihen war leer, als das Staatliche Akademische Symphonieorchester unter Dirigent Constantine Orbelian mit der Ouvertüre der Verdi-Oper "Die Macht des Schicksals" das Konzert eröffnete. Dann ging ein Raunen durch die Reihen, als Netrebko in einem Kleid so blau wie der Moskauer Abendhimmel auf die Bühne zu schweben schien. "Guten Abend", sagte sie kurz und winkte ins Publikum, dann stieg sie gleich in eine Arie der Elena aus Verdis "Sizilianischer Vesper" ein.

Keine Probe am Roten Platz

Gerade im ersten Teil schien sich Netrebko aber noch an die Weite des Platzes und die unbekannten Bedingungen mit Mikrofon und Lautsprechern gewöhnen zu müssen. Geprobt hatte die Diva nicht auf dem Roten Platz, sondern in einem Konzertsaal. Mehr als zwei Stunden unterhielten die 41-jährige Netrebko und Bariton Chworostowski (50) mit den berühmtesten Arien und Duette von Giuseppe Verdi. Richtig zum Kochen aber brachte Netrebko die Menge erst mit drei russischen Romanzen als Zugabe. Bei den "Moskauer Nächten" sangen viele mit und wiegten sich im Takt.

Der Ansturm zum Konzert war gewaltig. Moskaus Reiche und Schöne tummelten sich in edlen Garderoben vor der riesigen Bühne - die aber für die ersten Reihen den wunderschönen Blick auf die Basilius-Kathedrale mit ihren Zwiebeltürmen verstellte. Prominente Namen fehlten auf der Gästeliste allerdings. Auch Kremlchef Wladimir Putin, den sich Netrebko als Ehrengast gewünscht hatte, kam nicht. Die Sängerin hatte im Vorjahr Putins Präsidentenwahlkampf unterstützt - das Konzert im Zentrum der Hauptstadt war nun der Dank des Kreml dafür, meinten Kommentatoren.

(Von Benedikt von Imhoff/dpa)

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