Elton John begeisterte Wien

Vor seinem Konzert gab es für den Entertainer eine Überraschung. Im Wiener Rathaus wurde dem 66-Jährigen, der mehr als 900 Millionen Tonträger verkauft hat, vor seinem Auftritt der „Goldene Rathausmann“ verliehen.
Sir Elton John konnte bei seinem zehnten Stadthallen-Konzert trotz widriger Bedingungen 6500 Wiener begeistern.

Wie kommt eine Nase in eine Mausefalle? Davey Johnston, Gitarrist der Elton John Band, weiß das. Als Sir John Dienstagabend in der Wiener Stadthalle auftrat, fehlte der lange, dünne Blondel, der zu Elton-Shows gehört, wie der Flügel, Glitzer-Anzüge und schrille Brillen, schmerzlich.

Johnston war im Spital, um die von der Falle gequetschte Nase operieren zu lassen. Elton trat mit einem kurzfristig eingesprungenen Ersatzgitarristen auf. Der Effekt: Die Band klingt – kein Wunder, aber trotzdem störend – schlecht eingespielt. Dabei mangelt es gar nicht an Motivation. Im Gegenteil: Der Pianist fühlt sich sichtbar wohl in Wien. Er lobt die Stadt, die sich für Menschenrechte einsetzt, während sie sonstwo mehr und mehr zurück genommen werden: „Wiener, ihr solltet stolz auf euch sein!“

Fotos des Konzert

Elton John begeisterte Wien

KONZERT: ELTON JOHN
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AUSTRIA MUSIC
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KONZERT: ELTON JOHN
Elton John begeisterte Wien

KONZERT: ELTON JOHN
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KONZERT: ELTON JOHN

Inspirierend

Elton bedankt sich auch mehrmals bei Life-Ball-Organisator Gery Keszler, mit dem er für seine AIDS-Stiftung zusammenarbeitet, weil Gery „so inspirierend für mich ist“. Und er hackt herzhaft in die Tasten - am zweiten Tag der Tour noch unverbraucht lustvoll, längst nicht so reserviert und routiniert, wie man ihn auch schon gesehen hat.

Leider geht viel davon im schlechten Sound unter. Es dröhnt schon übersteuert, wenn Elton kurz vor der Zugabe ein Solo hinlegt. Und erst recht, wenn die ganze Band spielt. Dazu kommt, dass seine Stimme mit den Jahren und der Beanspruchung – auch mit 66 spielt er noch bis zu 100 Shows pro Jahr – rauer geworden ist. Oft kreischt er sich deshalb in die lang gezogenen Töne, die ganz hohen von „Good Bye Yellow Brick Road“ überlässt er gleich ganz seinem Gospel-Chor.

Aber auch das wirkt heute nicht so bremsend wie man meinen könnte. Denn der Mann hat Hits am laufenden Band geschrieben. Zugegeben, das war vor vielen Jahren. Aber auch heute hier in der Stadthalle ist es ist einfach schön, wenn man fast jeden Song beim ersten Akkord erkennt, sich freut, gerade den mal wieder zu hören. „Rocket Man“, was für eine Melodie. „Candle In The Wind“, mit so vielen Erinnerungen verbunden. „Don’t Let The Sun Go Down On Me“, so wehmütig. "Philadelphia Freedom", "I Guess That's Why They Call It The Blues" . . . es gibt zweieinhalb Stunden fast nur Hits, nur gelegentlich eine weniger bekannte Nummer.

Das danken die Wiener Sir John schon zwischendurch immer wieder mit längerem Szenen-Applaus und Getrampel. Und am Schluss bei "Your Song", wenn sie dann endlich doch aufstehen und vor zur Bühne laufen dürfen, mit Massenchor und nostalgischen Herzerln in den Augen.

Klar, das ist nicht mehr das, was es in den 80ern war. Aber immer noch schön.

KURIER-Wertung: **** von *****

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