Nena: "Partys feiern ist kein wildes Dasein!"

Nena: "Partys feiern ist kein wildes Dasein!"
32 Jahre nach ihrem Durchbruch mit "99 Luftballons" ist Nena immer noch auf Tour – und dabei, sagt sie, wilder als anno dazumal.

Oldschool" hat Nena ihr neues, von Hip-Hop-Star Samy Deluxe produziertes Album benannt. Am 8. Mai stellt sie diesen Sound live in der TipsArena in Linz vor. Im KURIER-Interview spricht die 55-Jährige NDW-Ikone offen über ihre Kinder und die Angst vor dem Älterwerden.

KURIER: Einige Ihrer Kinder sind in Ihrer Band. Das heißt, auf Tour sind Sie Chefin und Mama. Gibt es zwischen diesen beiden Rollen manchmal Konflikte?

Nena: Das ist mein Unternehmen und natürlich bin ich die Chefin. Aber in einer natürlichen Lebensgemeinschaft wandert die Autorität vom einen zum anderen. Da sind meine Kinder nicht die Kinder, sondern die Mitglieder der Band, die sich den gleichen Anforderungen stellen müssen wie ich und der Rest der Band. Sie werden dafür bezahlt, wie alle anderen auch. Ich bin auf Tour immer mal Mutter, aber nicht nur für meine Kinder, sondern auch für meine Band. Aber ich bin auch mal Chefin und auch mal nur Nena – was immer gefordert oder gewünscht ist. Da höre ich wirklich auf meine Tochter oder auf meine Söhne.

Warum haben Sie Ihre neue Platte "Oldschool" genannt?

"Oldschool" ist ein ganzheitliches Gefühl. Das heißt für mich, die Erfahrungen, die man hat, zu würdigen. Nicht so wie in den 80er-Jahren, wo ich nie über das reden wollte, was ich erlebt hatte. Ich dachte, ich muss das von mir trennen, um im Hier und Jetzt leben zu können. Inzwischen ist mir klar geworden, dass wir immer im Hier und Jetzt sind, es ist uns nur nicht immer bewusst. Meine Vergangenheit ist ein Teil von mir, und wenn ich mich davon abkoppeln will, ist das irgendwie schräg.

Was ist die wichtigste Erfahrungen, die Sie aus dieser wilden Zeit mitnehmen konnten?

Also ich kenn keine wildere Großmutter als mich. Ich finde, Wildheit sollte nie etwas mit damals zu tun haben. Denn damit nehmen wir uns die Jugendlichkeit, die Neugier und das Kindliche. Ich war damals zwar wild in meinem Denken, aber nicht in meinem Leben. Meine Band ist damals nach jedem Konzert feiern gegangen. Ich bin in mein Zimmer und habe es genossen, für mich zu sein. Man kann wilde Partys feiern, aber das ist für mich noch lange kein wildes Dasein. Aber darüber zu staunen, dass das Gras von alleine wächst, finde ich ziemlich wild. Ich kann zum Beispiel immer wieder über die Schönheit von Blumen staunen: Das hat uns Gott geschenkt! Oder auch die Erde, – wer oder was, kann jeder für sich entscheiden.

In einem Song von "Oldschool" singen Sie "Alles, was mich fordert und lenkt, wurde mir vom Himmel geschenkt!". Glauben Sie an Gott?

Ja, natürlich glaube ich an Gott. Das heißt aber nicht unbedingt, dass ich an ein Leben nach dem Tod glaube. Ich finde das Wort "glauben" ohnehin schwierig. Ich kann nur über das sprechen, was ich fühle. In diesem Sinn bin ich überzeugt, dass es meinen Gott gibt – so, wie ich ihn mir vorstelle. Ich kann mir mit meinem ganzen Sein nicht vorstellen, dass ich keinen Schöpfer habe.

Sie sagen, dass Sie keine Angst vor dem Älterwerden haben. Im Song "Peter Pan" spüre ich aber Sehnsucht nach dem Freiheitsgefühl der Kindheit.

Peter Pan ist eine Figur, die sich geweigert hat, erwachsen zu werden. Auf eine Art, die mir sehr vertraut ist, indem er nämlich für alles, was er getan und erlebt hat, die Verantwortung übernommen hat. Es stimmt übrigens nicht, dass ich keine Angst vor dem Älterwerden habe. Das wird mir angedichtet, da bin ich aber sicher nicht angstfrei.

Ist das die Angst, nicht mehr genug Zeit zu haben? Oder die Angst vor Krankheit oder dem Sterbe-Prozess?

Nena: "Partys feiern ist kein wildes Dasein!"
Nena Cover
Das ist die Angst vor dem Tod! Das Leben ist endlich und dem müssen wir uns stellen. Und wenn wir diese Angst nützen und sie in die Kraft umwandeln, sich dem Tod zu stellen ... für mich ist das auch nicht leicht, aber trotzdem will ich mich mit dem Tod auseinandersetzen. Die Angst vor Krankheiten ist es eigentlich nicht. Denn ich glaube, als kreativer Mensch hat man die Möglichkeit, selbst zu gestalten. Mein Vater hat mir das so toll vorgelebt. Auch die Großeltern meiner ältesten Kinder. Die sind recht alt geworden, sehr würdig und genau so gestorben, wie sie sich das gewünscht haben. Wenn die Alten ohne Leid und Angst gehen und dieses Bild vom Tod hinterlassen – wow, das ist ein tolles Geschenk. Sehr fortgeschritten und eigentlich auch das, was uns als Menschen zusteht, nämlich friedlich zu gehen. Und dafür sollten wir wiederum das Leben nützen.

Wie nützen Sie in diesem Sinn das Leben? Alles auskosten? Spaß haben?

Nein, gar nicht. Einfach bewusst sein. Zum Beispiel heute: Wir hängen hier ab und haben es nett. Aber zwischendurch kommt mir immer wieder der Gedanke, ich bin hier und es ist schön. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir aufmerksam und wach bleiben, bewusst wahrnehmen, was das Leben uns gibt. Es ist für mich zum Beispiel auch nicht selbstverständlich, dass ich jeden Tag etwas zu essen habe.

INFO: Karten für das Nena-Konzert in Linz gibt es bei Ö-Ticket

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