Die Hungervögel fressen den Himmel

"Der Ozean am Ende der Straße". Schreckliches passiert in der Kindheit.

Vom berühmten US-Kinderbuchautor und -illustrator Maurice Sendak ("Wo die wilden Kerle wohnen") stammt der Satz, den Neil Gaiman zu einem poetischen, aber grausamen Märchen ausgeschmückt hat.

Sendak sagte: "An meine Kindheit erinnere ich mich lebhaft ... Ich wusste schreckliche Dinge. Aber ich wusste auch, dass die Erwachsenen nicht wissen durften, was ich wusste. Es hätte sie in Angst versetzt."

Am Ententeich

Die Hungervögel fressen den Himmel
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Der Engländer Gaiman (verheiratet mit Sängerin Amanda Palmer) hat eine durchtrainierte Fantasie. Er schrieb Comics, am bekanntesten ist die 75-teilige Serie "Sandman". Von seinenRomanen wurde "American Gods" mit Odin, Anubis, Anansi ... mit Preisen überhäuft.

Ohne Zauberei geht bei Gaiman also wenig.

Ein Mann um die 50 kehrt anlässlich eines Begräbnisses an jenen Ort zurück, an dem er einst aufwuchs. Er stellt sich an den Ententeich.

Seine Freundin Lettie hat ihn, sieben war er damals, davon überzeugt, dass es sich um einen Ozean handelte.

Lettie war älter, vielleicht zwölf, vielleicht 100. in "Der Ozean am Ende der Straße" weiß man nichts genau. Jedenfalls gibt’s Lettie schon lang nicht mehr. Es könnte sein, dass sie tot ist. Es könnte sein, dass sie tot ist, weil sie ihn (den Erzähler) damals gerettet hat.

Vor den Hungervögeln, die den Buben fressen wollten – so wie sie auch ein Stück Himmel gefressen haben. Und das Kindermädchen, aber gut, die war eigentlich eh nur ein grauer Stofffetzen.

Ein böser Fetzen.

Es hat gut getan, mit dem Buch in der Hand zu träumen. Man braucht sich nicht zu genieren, wenn man Daumen lutscht oder – je nach Temperament – Fingernägel kaut.

KURIER-Wertung:

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