Neapel könnte am Neusiedler See liegen

Die Geschichte eines neuen Namens: Elena Ferrantes Saga über Elena und Lisa ist bei Schmusen und Heiraten angelangt.

Fein, dass sich der italienische Journalist Claudio Gatti so freut, weil er hinter das Pseudonym der Elena Ferrante gekommen ist (als wäre sie eine Verbrecherin und er ein cooler Typ wie Humphrey Bogart).

Wichtig aber ist, wie sich Ferrantes zweiter Teil des neapolitanischen Vierbänders über eine Mädchen- bzw. Frauenfreundschaft (mit allen dazu gehörenden Rivalitäten) macht.

Vom ersten Roman, "Meine geniale Freundin", war der Großteil der Kritiker weltweit hingerissen, nur wenige haben den Roman nicht so geschätzt, weil sie gelangweilt waren, tut mir leid.

Auch Teil zwei, "Die Geschichte eines neuen Namens", könnte große Strecken über in Neusiedl am See spielen – abgesehen davon, dass es dort keine Bäckerei mit Cannolo-Röhrchen gibt und der Gemüsehändler eher nicht Nicola Scanno heißt.

Antonio, Nino usw.

Aber bitte sehr, es ist also Neapel, die Mädchen sind 15, 16, 17 ... Jahre alt, Neapel wird folglich in den 1960ern, 1970ern (zu wenig) gezeigt.

Elena, das ist die in die Jahre gekommene Erzählerin. Sie erinnert sich an Elena, das Schulmädchen: Sie schmust mit dem Automechaniker Antonio Cappuccio und würde ihn wegen Nino Sarratore unverzüglich stehenlassen – dem Sohn des Frauenhelden Donato Sarratore, der übrigens ein Verhältnis mit Antonios verwitweter Mutter Melina hatte, bevor er sie verließ und Melina wahnsinnig wurde ...

Elenas Freundin Lila ist zu diesem Zeitpunkt schon gut, aber nicht glücklich verheiratet. Ist man geneigt, dem zu folgen?

Man ist bei dem neuen Roman mit den vielen Namen zumindest weniger allein – soll heißen: Elena und Lila, die sich trennen und wieder zusammen finden, hängen sich ein, sie nehmen dich mit.

Gefangen aber nimmt das Ganze wieder nicht.

Teil drei, "Die Geschichte der getrennten Wege" (die Erwachsenenjahre) erscheint schon im Mai, und das MUSS doch interessanter werden! Nach 1000 Seiten könnte es doch endlich "Zoom" oder "bumm" oder irgendwas machen.


Elena Ferrante:
„Die Geschichte eines neuen Namens“
Übersetzt von Karin Krieger.
Suhrkamp Verlag. 624 Seiten. 25,70 Euro.

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