Neapel auf den Wäscheleinen
Das ist der erste von vier (insgesamt rund 1700 Seiten starken) Neapel-Romanen der geheimnisvollen Italienerin Elena Ferrante, die auf Pseudonym und Ruhe besteht, denn:
"Bücher brauchen keine Autoren mehr, wenn sie einmal geschrieben sind."
In den USA wird ihre Saga neben Bücher Jonathan Franzens gestellt, in England redet man über den Nobelpreis für Ferrante (muss wohl ein Scherz sein), im deutschsprachigen Raum wird jetzt schnell übersetzt.
Man sehnt sich halt nicht nur nach einem weniger komplizierten Leben, sondern auch nach einfach Erzähltem, das reich sein muss an Alltag. Die Klammer um die Bücher bildet: Lila ist verschwunden. Sie hat immer schon angekündigt, sich eines Tages in Luft auflösen zu wollen. Jetzt ist sie über 60 und macht es wahr. Elena, ihre beste Freundin und Konkurrentin seit Kindertagen, erinnert sich.
Peinlicher Fiat
Und so sind wir in den 1950er Jahren in Neapel bei "Meine geniale Freundin".
Die Stadt wird von einem ländlichen Viertel aus porträtiert. Das lässt sich bestimmt auch ohne Sophia Loren schön verfilmen. Ein blau-weißer Fiat Millecento ist fast schon peinlich zwischen den Obstkarren. Das Meer ist weit weg.
Es wird geschimpft, gestritten, Lila und Elena turnen auf den Wäscheleinen zwischen den Fenstern ... Was ist klugen Mädchen vergönnt im Leben?
Lila war die Beste, überall. Aber Schule ist teuer, Lila muss dem Vater in der Schusterwerkstatt helfen. Die Fortsetzung im Jänner 2017 ist vielleicht interessanter.
Elena Ferrante:
„Meine geniale Freundin“
Übersetzt von Karin Krieger.
Suhrkamp Verlag. 422 Seiten.
22,70 Euro.
KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern
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