Nazi-Terror, fast ohne Holocaust
Es war sicherlich die schrecklichste Zeit im vergangenen Jahrhundert, die Jahre zwischen 1933 und 1949. Die Machtübernahme der Nazis in Deutschland, der Bürgerkrieg in Spanien, der Bombenhagel auf London, der Überfall der Japaner auf Pearl Harbor, das Bangen der Russen vor Stalins Terror-Regime und der Angriff der Nazis, der Zusammenbruch des Deutschen Reiches.
In „Winter der Welt“ lässt Ken Follett die Leser an diesen Ereignissen teilhaben. Im Mittelpunkt stehen wieder die Familien des britischen Earl Edward Fitzherbert, dessen Schwester Maud, die den Deutschen Walter von Ulrich geheiratet hat und dem Hausmädchen Ethel William, die inzwischen Labour-Abgeordnete in London ist. Getreu dem Motto „Die Welt ist ein Kuhdorf“ kreuzen sich ihre und ihrer Kinder Wege wieder mit denen der Dewars in Amerika und der Peschkows in Russland.
Fieslinge überall
Follett konzentriert sich in seinem Roman auf die Perspektive der Familien. Er beschreibt die Menschen und ihre inneren Konflikte, ganz gleich in welchem ideologischen Lager sie stehen. Die Nazis sind schon böse, sehr sogar, aber die systematische Judenvernichtung in den Konzentrationslagern wird nur am Rande erwähnt. Das Freund-Feind-Schema wird nicht an den Nationen festgemacht, sondern an den Charakteren. Auch bei den Amis und den Briten gibt es ungute Fieslinge. Das ist auch das Fesselnde an dem Buch.
Allerdings ist die Routine deutlich zu spüren, großartige Überraschungen bleiben aus. Wer den ersten Teil gelesen hat, erlebt „more of the same“ – 1000 Seiten lang; und Teil 3 steht noch aus.
KURIER-Wertung: **** von *****
Kommentare