Nazar in der Arena: Hartes Image, sensible Haltung

Nazar live in der  Wiener Arena: Viel Bass, viele Storys, aber wenig mitreißende Beats.
Der Wiener Rapper Nazar überzeugte in der Arena mehr mit seinen Reden als mit seinen Songs.

Ein "Ausverkauft"-Schild steht bei der Kassa der Wiener Arena. Will sagen: Glücklich, wer ein Ticket hat – für dieses erste Wien-Konzert von Nazar, seit seine CD "Camouflage" voriges Jahr mit Gold ausgezeichnet wurde.

Drinnen ein anderes Bild: Kein Gedränge vor der Bühne, viel Luft auf der Tribüne. Gegen das "Ausverkauft" von Royal Blood vor weinigen Wochen fühlt sich das hier eher passabel gefüllt an.

Doch das ist nicht die einzige Diskrepanz die an diesem Abend erstaunt. Allen voran ist da nämlich ein Live-Sound, der zumeist nur aus dem Sprechgesang und dem Bass besteht, der alles vibrieren, aber keine Töne hören lässt. Von den Feinheiten der raffinierten Beats, die Nazar speziell für "Camouflage" geschaffen hat, ist kaum etwas wahrzunehmen.

Bodyguards

Aber es ist auch Nazars Auftreten, das leicht irritiert. Nach einem Intro seines DJs kommt er mit seinem Cousin und Rapper Morteza Tavakoli und einer Schar Bodyguards auf die Bühne, die sich demonstrativ breitschultrig und bösaugig an den Rändern der Bühne platzieren. Sie sollen wohl den "Diktator" schützen, hat Nazar diese Show doch "Die Freundliche DiktaTour" genannt. Dazu kommen Songs wie "Fakker Lifestyle", "Randale" und "Schüsse in die Luft", die mit harten, aggressiven Worten und latenter Bereitschaft zur Gewalt daher kommen. Okay, beides kann Pose sein, Imagepflege, wie er später kurz andeutet.

Trotzdem steht das in starkem Kontrast zu den vielen Storys, die der als Ardalan Afshar in Teheran Geborene erzählt: Er spricht über die Flucht mit der Mutter vor dem Krieg, über die so wohlwollende Aufnahme in Wien. Fazit: "Lasst euch nicht einreden, dass der, der neben euch steht, egal woher er kommt und welche Religion er hat, an etwas Schuld ist, das in diesem Land schief geht." Das bewegt alle im Publikum: Den Rocker mit der Harley-Jacke, den indischen Studenten und die Blondine mit Eminem-T-Shirt.

Aber es ist eben hauptsächlich das, was am Ende berührt hat: Nazars Person, das, was er zu sagen hat, nicht die Musik. Bei der hatte man das Gefühl, dass der 30-Jährige einem Image genügt, das nicht (oder nicht mehr) ganz zu seiner Haltung passt.

KURIER-WERTUNG:

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