Roger Cicero: Ein Unterhaltungs-Künstler
Roger Cicero hat einem Genre gewaltigen Erfolg abgerungen, das dafür längst nicht mehr das günstigste ist: Er war ein Jazzsänger, der es schaffte, aus dem Jazzclub heraus zu einem wirklich großen Publikum zu sprechen. Er war der freche Typ mit Hut, der mit Sinatra-Tribut-Shows die großen Hallen füllte und sogar für Deutschland zum Song Contest fuhr. Er würzte radiotaugliche Songs mit musikalischem Feinschliff.
Nun ist Roger Cicero gestorben, 45-jährig, an den Folgen eines Hirninfarktes. Und auch dieser überraschende Tod aus voller Karriere heraus ist wie Ciceros Karriere: Er berührt auch viele Menschen, die vielleicht weniger mit seiner Musik anfangen konnten.
Über Wasser
Cicero hatte Jazz in Amsterdam studiert – und dann zunächst das erlebt, was viele Jazzmusiker durchmachen: Mit Clubauftritten hielt sich der Sohn des Jazz-Pianisten Eugen Cicero am Anfang seiner Musikkarriere mühsam über Wasser. "Ich hatte nie einen Plan B", sagte Cicero einmal, "auch in schwierigen Zeiten war es immer so, dass es keine Alternative gab, außer: Weitermachen!"
Es lohnte sich. Aber spät: Erst mit knapp 36 Jahren schaffte er mit "Männersachen" den Durchbruch. Mit Hut, Lackschuhen, Pop, Jazz und Swing wurde Cicero zur Marke – optisch als auch musikalisch. Plötzlich hörte man wieder Big-Band-Sounds im Radio und bei manchem gemütlichen Morgenbrunch. Mit seinem Frank-Sinatra-Tribute oder auch seiner "Jazz Experience" tourte er durch den deutschsprachigen Raum.
Zuletzt aber hatte der Sänger wegen eines akuten Erschöpfungssyndroms mit Verdacht auf Herzmuskelentzündung sämtliche Termine abgesagt. Die ausverkaufte Tour sollte jetzt fortgesetzt werden, am 15. April stand ein Wien-Konzert am Plan. Doch "einen Tag nach seinem letzten Live-Auftritt im Bayerischen Fernsehen traten plötzlich akute neurologische Symptome infolge eines Hirninfarktes auf", erklärte nun das Management. "Im Krankenhaus verschlechterte sich sein Zustand rapide." Cicero starb am 24. März "im Kreise seiner Lieben, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben".
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