"Nach oben schlafen - warum nicht?"

"Nach oben schlafen - warum nicht?"
Eine britische Soziologin rät Frauen, ihr erotisches Kapital im Beruf zu nutzen. Das sorgt für viel Diskussionsstoff.

Ihr Buch sorgt derzeit für eine Welle der Empörung. Catherine Hakim, Soziologin und Expertin für Frauen in der Arbeitswelt an der London School of Economics, ruft Frauen in ihrem neuen Buch "Erotisches Kapital - Das Geheimnis erfolgreicher Menschen" dazu auf, ihren Sex-Appeal einzusetzen, um beruflich weiterzukommen. "Und wenn es funktioniert, sich nach oben schlafen - warum nicht?" Wer in seine Schönheit investiert, könne bis zu zwölf Prozent mehr verdienen als jene Frauen, die ihr Äußeres kläglich vernachlässigen.

Hakims Definition von erotischem Kapital: "Die Mischung aus Sex-Appeal, Schönheit und sozialer Attraktivität ist - wie Intelligenz, Ausbildung oder das berufliche Netzwerk - ein wertvolles Gut, mit dem man arbeiten kann. Menschen mit größerem erotischen Kapital haben bessere Chancen im Leben." Es scheint fast, sie würde Attraktivität mit Qualifikation gleichsetzen.

Wie kommt eine Soziologin auf die Idee, Frauen könnten mit Charme und Erotik Erfolg erlächeln? Da dreht Hakim den Spieß um: "Warum haben Feministinnen nie die männlichen Vorstellungen davon in Frage gestellt, welche Kleidung und was für ein Verhalten sich für eine Frau ziemen? Warum Weiblichkeit nicht hochhalten, statt sie zu schmälern?" Sie will Frauen dazu ermuntern, Männer zu instrumentalisieren - wo immer das möglich ist.

Sexdefizit

Das führt auch gleich zum nächsten Diskussionspunkt. Denn die Soziologin behauptet, Männer würden unter einem ständigen Sexdefizit leiden und genau bei diesem soll die Frau von heute ansetzen. "Sexualität und erotisches Kapital sind Quellen weiblicher Macht." Patriarchalische Ideenlehren hätten das weibliche erotische Kapital systematisch heruntergespielt, um Frauen daran zu hindern, dieses auf Kosten von Männern gewinnbringend einzusetzen. Und: "Feminismus ist eine Weltreligion mit vielen konkurrierenden Sekten."

Zu guter Letzt legt sich Hakim auch noch mit dem "feministischen Mythos" an, dass Frauen heute finanziell unabhängig sein wollen. "Viele Frauen ziehen die Abhängigkeit von einem männlichen Brotverdiener einer Karriere vor." Frauen würden sich heute gar nicht mehr trauen zuzugeben, dass sie lieber eine Hausfrau sind, weil es schon so politisch unkorrekt ist. Es gehe jedenfalls darum, dass sie mehr Auswahlmöglichkeiten haben.

Ungeachtet, ob Hakim eine neue Bewegung selbstbewusster Frauen auslöst, oder im vergangenen Jahrhundert stecken geblieben ist - die Diskussion ist ihr garantiert.

Buchtipp: "Erotisches Kapital" von Catherine Hakim erschienen bei Campus, 20,60 €

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"Nach oben schlafen - warum nicht?"

"Sich hochschlafen", wie das klingt! Dem haftet vornehmlich der Hautgout des Weiblichen an. Männer arbeiten ja hart. Hingegen trägt eine erfolgreiche und - pfui - schöne Frau rasch das Emblem "Karriere mit unlauteren Mitteln". So will es die Neidgesellschaft. Also wird Frauen - politisch korrekt - verordnet, das graue Mäuschen zu geben. Der Rest hat mit den Bossen gevögelt - e basta. Gut, dass die Soziologin Catherine Hakim das "erotische Kapital" als mögliches Erfolgsrezept deklariert. Sie ermuntert Frauen, ihre Attribute einzusetzen. Das mag als Aufruf zu Unanständigkeit klingen, muss es aber nicht. Für sie ist "erotisches Kapital" u. a. die Kombination aus Lebendigkeit, Stil und der Art, sich in der Welt zu bewegen. Schönheit alleine reicht da nicht - die ist unbelebt und glatt. Anders formuliert, handelt es sich um Charisma. Es zu kultivieren, schadet nicht. Dennoch sollte gelten: "No hanky-pank with the payroll" - keine Affäre mit Chefs. Sie ist oft Garant für eine Beförderung - ins Out.

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