Nach Likes für Palästina-Demo: documenta distanziert sich von Kuratoren

Contemporary art exhibition documenta fifteen
Zwei Mitglieder des Kollektivs ruangrupa hatten Video zugestimmt. Die Gruppe stand bereits 2022 heftig in der Kritik

Die documenta in Kassel hatte sich mit der Entscheidung, das indonesische Kollektiv ruangrupa 2022 die "Weltkunstschau" gestalten zu lassen, keinen Gefallen getan: Der Skandal um antisemitische Inhalte überschattete jeden anderen Ansatz, den die Gruppe sonst auf den Tisch gelegt hatte. Nun sah sich der documenta-Geschäftsführer Andreas Hoffmann dazu genötigt, sich öffentlich von der Gruppe zu distanzieren. Der Grund: Zwei Mitglieder, Reza Afisina und Iswanto Hartono, hatten den Instagram-Mitschnitt einer Demo in Berlin, auf der die Terrorattacken der Hamas gegen Israel gefeiert wurden, mit zustimmenden "Likes" versehen.

"Dass zwei Mitglieder des Kurator*innenkollektivs ruangrupa ein Video geliked haben, das an ebendiesem Tag unter der Headline „Berlin up for Palestine“ „viva Palästina“ sowie „Palestine will be free" skandierende Menschen zeigt, ist unerträglich und inakzeptabel", heißt es in einer Aussendung der documenta GmbH vom Montag.

Der Geschäftsführer, der im vergangenen Mai bestellt worden war, hält auch mit Kritik am Krisenmanagement der eigenen Institution nicht zurück. "Die terroristischen Ereignisse und die Reaktionen darauf ereignen sich zu einer Zeit, in der die documenta und Museum Fridericianum gGmbH mit Blick auf die antisemitischen Verfehlungen des letzten Sommers aktiv bemüht ist, Vertrauen von Jüd*innen und der allgemeinen Öffentlichkeit zurückzugewinnen", heißt es in dem Schreiben. "Die aktuellen Umstände, wie auch bestimmte Äußerungen von beteiligten Künstler*innenkollektiven zum Thema Antisemitismus auf der documenta fifteen in der Oktoberausgabe der Zeitschrift monopol zeigen einmal mehr, dass eine Diskussion bzw. Verständigung um den Antisemitismuseklat auf der documenta fifteen bisher nicht erfolgreich war."

Eine Veranstaltung im November, die speziell der Aufarbeitung der "Verfehlungen" gewidmet ist, soll die Kunstschau wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen.

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