Nach größtmöglichem Widerstand: Pezold beugt sich dem Belvedere

Die erste elektronische Venus“ aus den 70er-Jahren: vier Monitore, vier Videobänder, eine Kunstfelldecke
"Elektronische Venus": Der Prozess gegen Friederike Pezold, vom Belvedere angestrengt, endet mit einem Vergleich.

Im Herbst 2014 zeigte Alfred Weidinger, damals Vizedirektor des Belvederes, im 21er-Haus unter dem Titel „Medienrebell“ eine Retrospektive über Peter Weibel mit vielen Videoarbeiten aus den frühen 70er-Jahren. In der Folge wollte Weidinger eine Künstlerin in Erinnerung rufen, die ebenfalls Pionierarbeit geleistet hatte und als Vorreiterin feministischer Kunst in Österreich gilt.

Doch Friederike Pezold ist, um es vornehm auszudrücken, nicht gerade einfach im Umgang. Um die Ausstellung voranzutreiben, stimmte Agnes Husslein-Arco, Belvedere-Direktorin bis Ende 2016, dem Ankauf einer Installation mit dem Titel „Die erste elektronische Venus“ zu. Statt einer nackten Frau liegen auf einem Leopardenfell vier Monitore, deren flimmernde, grafisch anmutende Bilder sexuell konnotierte Partien ins Zentrum rücken.

Die vereinbarten 100.000 Euro wurden überwiesen, doch Pezold, 1945 in Wien geboren, vermochte nicht zu liefern. Sie glaubte, dass die Originalbänder bei einem Wasserrohrbruch in ihrem Pariser Atelier in Mitleidenschaft gezogen worden seien. Dem war zwar nicht so, wie sich herausstellte. Aber die Leitung des Belvederes hatten in der Zwischenzeit, Mitte Jänner 2017, Wolfgang Bergmann und Stella Rollig übernommen. Rollig scheiterte in der Kommunikation mit Pezold, Bergmann bezweifelte den Wert der Installation – und so stellte die gekränkte Künstlerin auf stur: Sie ließ sich vom Belvedere klagen.

Mitte Mai 2018, beim Prozessauftakt, schlug Richter Karl Pramhofer einen außergerichtlichen Vergleich vor. Pezold jedoch, eine zierliche Frau hinter verspiegelter Tropfenbrille und in schwerem Schnürschuhwerk, war nicht zu beruhigen. Wenn sie untergehen müsse, dann mit wehenden Fahnen.

Doch nun, auf Anraten ihres Anwalts, stimmte sie dem Vergleich zu. Pezold hat bis 15. Juni die 100.000 Euro inklusive vier Prozent Zinsen zuzüglich der Prozesskosten (15.861 Euro) zu bezahlen. Sie kann sich jedoch davon befreien, wenn sie dem Belvedere bis dahin in ihrem Salzburger Atelier die Installation funktionstüchtig zum Abtransport bereitstellt.

Das „Schamwerk“

Die Installation beinhaltet: Vier Monitore aus der Zeit von 1976 bis 1987, die restaurierten Bänder, ein Leopardenkunstfell in Schwarzweiß und ein Holzgestell. Das Belvedere kann die Monitore aber auch auf einem Kanapee drapieren – und es kann andere Monitore verwenden.

Gegenüber dem KURIER meinte Pezold: „Ich bin zufrieden. Denn ich habe den größtmöglichen Widerstand geleistet. Wie man jetzt gesehen hat: Ich hätte ja gar nicht liefern können. Denn ich weiß erst jetzt, was ich liefern soll.“ Wenn die Übergabe tatsächlich vonstatten gehen sollte, steht der von Husslein zugesagten Retrospektive, zu der sich Rollig wiederholtbekannte, wohl nichts mehr im Wege. Übrigens: Bei Ressler Kunst Auktionen gelangt am 28. Jänner ein Blatt aus Pezolds Serie „Schamwerk“ zur Versteigerung.

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