Musiktheater Linz: Dornröschen feiert die Welt in Pink und Schwarz

Musiktheater Linz: Dornröschen feiert die Welt in Pink und Schwarz
Der Ballettklassiker ist im Musiktheater Linz erfrischend aktuell und attraktiv auch für junges Publikum (Von Silvia Kargl).

So zeitgemäß neu gedeutet und fantasievoll choreografiert kann ein Märchen im Tanztheater sein: Andrey Kaydanovskiy, früher Tänzer im Wiener Staatsballett und seit dieser Spielzeit ganz auf Choreografie konzentriert, hat mit „Dornröschen“ im Musiktheater Linz einmal mehr bewiesen, dass mit ihm für die Zukunft des Tanzes zu rechnen ist.

Musiktheater Linz: Dornröschen feiert die Welt in Pink und Schwarz

Er verzichtet dabei auf direkte Zitate des 1890 in St. Petersburg kreierten Ballettklassikers. Das ist gut so, denn es macht keinen Sinn, mit Marius Petipa, dem legendären Choreografen der Uraufführung, konkurrieren zu wollen. Der musikalischen Wirkung von Tschaikowskys Ballettmusik tut das keinerlei Abbruch. Im Gegenteil, die von Marc Reibel am Pult des Bruckner Orchesters Linz sehr gut dirigierten Ausschnitte der Originalmusik Tschaikowskys werden durchaus überzeugend in die Gegenwart transferiert. Dass es dabei keine Stilbrüche zu Einschüben im Sound Design von Angel Vassilev gibt, spricht nicht zuletzt auch für Kaydanovskiys choreografisches Gespür.

Märchenhaft

Und dennoch hält sich dieses „Dornröschen“ ganz ans bekannte Märchen. Die höfische Gesellschaft lebt auf einer Art pinkfarbener Wolke Sieben (Bühne: Karoline Hogl) und freut sich zwar über die Geburt der Prinzessin Aurora , ist aber dennoch nicht frei von Konflikten. Die Eltern, wie alle sehr schick in Melanie Jane Frosts Kostümen, kümmern sich kaum um das Kind. Bezaubernd fallen die Einlagen der Feen aus, die Aurora Schönheit, Klugheit, Reichtum und Kraft in unterschiedlichen Pas de deux verleihen.

Musiktheater Linz: Dornröschen feiert die Welt in Pink und Schwarz

Die böse Fee Carabosse spielt auch in dieser Fassung des Märchens eine Hauptrolle. Doch sie ist hier hauptsächlich rätselhaft, mystisch, ein schwarzer Kontrapunkt in der pinken Welt.

Anstelle der Spindel führt sie Aurora mittels High Heels in die Welt der Erwachsenen, wiederum ein sehr tanzgerechter Einfall Kaydanovskiys.

Im Zauberwald des zweiten Akts wird das Erwachsenwerden zum zentralen Thema. Kaydanovskiy ist da ganz nahe an der heutigen Jugendsprache, macht Ängste nachvollziehbar. Das Zueinanderfinden Auroras mit Prinz Desiré mündet in ein von allen gefeiertes Happy End. Auf den bloß schmückenden Divertissement-Akt als Finale des Originalballetts wird verzichtet.

Dieses „Dornröschen“ ist erfrischend aktuell, kurzweilig und attraktiv, nicht zuletzt für ein junges Publikum. Kaydanovskiy hat bewiesen, dass er auch im Genre abendfüllendes Handlungsballett zu überzeugen versteht.

 

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