Linz: Die beste Tanzbühne des Landes

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Für das Linzer Tanz-Ensemble heißt es nach dem ersten Abend "Campo Amor" einmal kräftig durchatmen, Augen auf und in eine neue Zukunft.

Vorneweg: Seit dem Abend Nummer drei im überbordenden Eröffnungsangebot des neuen Linzer Musiktheaters am Volksgarten hat nicht nur Wien zur Kenntnis zu nehmen, dass die bestausgestattete Tanzbühne des Landes ab sofort in Oberösterreich steht. Und die Juniorcompany des fabelhaften Nederlands Dans Theaters, die am 7. Mai gastiert und ähnliche Bedingungen vom Rem- Koolhaas-Bau in Den Haag gewohnt ist, wird davon gut Gebrauch machen können.

Für das Linzer Tanz-Ensemble, das den herausfordernden Transfer vom alten Haus in die Größe und Weite der neuen Architektur erst schaffen muss, heißt es nach dem ersten Abend „Campo Amor“ einmal kräftig durchatmen, Augen auf und in eine neue Zukunft.

Die ungewohnte Distanz, die der Zuschauer nun zu den Tänzern hat, verlangt vom Ensemble klare Linien und ein anderes Umgehen mit dem Raum. Uneinigkeiten, aber auch Pathos, um das Publikum zu erreichen, machen sich schlecht.

Herausforderung

Auch die neue Leiterin Mei Hong Lin (ab Herbst), derzeit in Darmstadt vor weit weniger Zuschauern spielend, wird dies als Herausforderung begreifen müssen. Der Sonntag aber stand noch einmal im Zeichen des im November unerwartet verstorbenen Ballettchefs Jochen Ulrich. Intendant Rainer Mennicken erzählte, nahezu unter Tränen, nach dem stürmischen Applaus auf der Bühne: Ulrich hätte sowohl die Choreografie zur Uraufführung „Spuren der Verirrten“ als auch seine einst in Köln herausgekommene „Romeo und Julia“-Choreografie im Mai stemmen wollen.

Die Wiederaufnahme seines 2008 entstandenen Monteverdi-Philip-Glass-Tanzstücks „Campo Amor“ mit Ingo Ingensand am Pult und der energischen Maki Namekawa am Klavier, das im zweiten Teil in einem großen Wasserbecken spielt, hatte nun seine Linzer Assistentin Sarah Deltenre betreut. Sie hat mit Umsicht das herausgeholt, was unter den Übersiedlungs-Bedingungen möglich war. „Campo Amor“ wirkt jetzt wie ein aufgeblasenes Kammerstück mit technischen Effekten.

Da können die Tänzer und Sänger nichts dafür. Ulrich hätte wohl inszenatorisch in der Kriegs- und Liebestragödie, in der Menschen nicht zueinander finden können, einiges überarbeitet.

KURIER-Wertung: *** von *****

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