Musiktheater im Thrillerformat: „Die tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold

Die tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold, inszeniert von Willy Decker – das ist Musiktheater im Psychothriller-Format.
2004 übernahm die Wiener Staatsoper die Produktion der Salzburger Festspiele. Nun ist sie wieder zu sehen, in glänzender Besetzung und mit einem Dirigenten, von dem man sehr viel hören will: Thomas Guggeis, 29 Jahre, gebürtiger Deutscher und ab 2023/24 Generalmusikdirektor der Oper in Frankfurt.
Er setzt auf Hochspannung und Transparenz. In manchen Passagen eine Nuance zu viel, was bei dieser Musik nicht unbedingt ein Nachteil ist. Er leuchtet jede Passage mit dem brillant musizierenden Staatsopernorchester aus, lässt die Anklänge an Richard Strauss hören und den späteren Schöpfer extrem gefühlsbetonter Filmmusik, dabei verlegt er den Schwerpunkt auf Thriller-Elemente.
Vokale Pracht
Gesungen wird prächtig. Klaus Florian Vogt verkörpert Paul, den Psychopathen, der von seiner verstorbenen Frau nicht loskommt, idealformatig. Seit mehr als 20 Jahren singt er diese fordernde Partie. Sein silberheller Tenor ist kräftiger geworden, doch ohne dass er etwas von seiner Strahlkraft verloren hat. Eine Entdeckung als Marietta ist Vida Mikneviciute. Das ist darstellerische Intensität gepaart mit Anmut. Ausdrucksstark erreicht sie die Höhen und demonstriert enormes Durchhaltevermögen. Nichts klingt bei dieser Sängerin angestrengt, sondern nur schön. Adrian Eröd besticht als Frank und Fritz mit eindrucksvoller Bühnenpräsenz und seinem noblen Bariton. Monika Bohinec ist eine sehr gute, lyrische Brigitta. Die kleineren Rollen sind alle sehr ordentlich besetzt. Viele Bravos und lang anhaltender Applaus.
Susanne Zobl
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