Popfest: Selbstläufer um die Seebühne

APA13863028 - 25072013 - WIEN - ÖSTERREICH: Zuschauer während der Band "Steaming Satellites" am Donnerstag, 25. Juli 2013, auf der Seebühne am Karlsplatz im Rahmen des 4. Wiener Popfests APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFER
20.000 Besucher strömten am ersten Tag des Popfestes auf den Wiener Karlsplatz.

Schön, dass das Popfest eine Seebühne hat. Das klingt nach frischer Brise. Die wehte zur Eröffnung freilich nicht von einem See aus ins Publikum – die Bühne steht im Ententeich vor der Karlskirche und der wird nirgends tiefer als 20 Zentimeter – sondern durch die junge Musik aus Österreich. Gleich am ersten Tag feierten dort mit den Steaming Satellites, Bauchklang und HVOB drei österreichische Acts ihre Popfest-Premiere.

Gut (genug) für den Karlsplatz

Auch wenn sich das Popfest in seiner vierten Auflage weiterhin als Plattform für österreichische Nachwuchsmusiker präsentiert, die Festivalbesucher wären wohl auch mit anderem Konzept zahlreich erschienen. Denn der Karlsplatz ist auch abseits des Popfestes längst zum beliebten Treffpunkt avanciert. Das "Kino unter Sternen" lockte in den vergangenen Wochen zum gemütlichen Flanieren an lauen Sommerabenden. Der Teich vor der Karlskirche ist stets vollbesetzt mit der studentischen Wiener Jugend, die dort ihre mitgebrachtes Bier konsumiert.

Ein Festival mit Gratismusik mitten auf dem zum Hotspot gereiften Platz? Das muss ja ein Selbstläufer sein.

Und so wundert es dann auch nicht, dass sich am Donnerstag bei traumhaften Sommerwetter ganze 20.000 Menschen - ein Drittel mehr als im Vorjahr - am ehemaligen Problemplatz eingefunden haben. Und das trotz altgewohnter Schwächen: Die Lautstärke lässt wie schon in den vergangenen Jahren zu wünschen übrig. Das schien die jungen Eltern, die mit ihren Kindern am Spielplatz vorbeischauten und nebenbei der Musik lauschten, aber nicht zu stören. Im Gegenteil. Auch die auf den Stufen der Karlskirche flanierenden Menschen stießen sich offenbar nicht daran, dass sich die Veranstalter wieder nicht dazu durchringen konnten, den ganzen Karlsplatz zu beschallen. Gut war der Sound nur unmittelbar vor der Bühne.

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Popfest: Selbstläufer um die Seebühne

Gelungener Auftakt

Womit wir bei den Bands wären. Die Steaming Satellites aus Salzburg überzeugten mit ihrer Mischung aus Blues, Rock und Soul, die so ähnlich auch aus den 70ern stammen könnte. Unwiderstehlich, der wohldosierte Einsatz von Synthesizern. Beeindruckend, die Stimme von Sänger Max Borchardt, der in seinen besten Momenten wie Kings of Leon-Sänger Caleb Followill klingt. Ein frühes Highlight. Auch wenn der Funke auf das Großteils im Resselpark und vor der Karlskirche „chillende“ Publikum noch nicht richtig überspringen wollte.

Im Anschluss warfen die braven Bauchklang ihre Beat-Boxen an. Kaum zu glauben, aber auch für die seit Jahr und Tag bekannten Vokalartisten um Sänger Andreas Fraenzl war es der erste Auftritt beim Popfest. Elektro-Produzent Patrick Pulsinger, seines Zeichens neuer Kurator des Popfests, fungiert übrigens auch als Produzent des aktuellen Bauchklang-Albums "Akusmatik".

Mehr Dancefloor

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Ob das Konzert tatsächlich zum generationenprägenden Ereignis geriet, bleibe dahingestellt. Doch was allein dank Mundakrobatik des Quintetts alles durch die Lautsprecher rumort, ploppt, klackt, säuselt, synthesizet und soundeffektet, ist jedes Mal aufs Neue beeindruckend. Die bereits seit Mitte der 1990er-Jahre bestehende Combo servierte vorrangig jüngeres Liedgut wie "Change" aus der aktuellen Scheibe oder "Signs" aus dem gleichnamigen 2010er-Album.
Live bedeutet das weniger Hip Hop und Dub, mehr Club. Das Zwerchfell-Quintett bringt live jetzt auch technoide Sounds direkt auf die Bühne. Der Aha-Effekt – „Die machen das ja wirklich komplett ohne Instrumente“ - weicht aber nach wie vor bald einer Gleichgültigkeit gegen allzu monotoner Soundeffekte der Beat-Boxer. Trotzdem: Dem Publikum gefiel's. So voll wie beim Konzert der St. Pöltener sollte es an diesem Abend nicht mehr werden.

Dass es sich bei den im Anschluss spielenden HVOB um die gehypteste Nachwuchsband in Sachen Elektronik handelt, hatte sich nämlich offenbar noch nicht zu allen Wiener Popfest-Besuchern durchgesprochen. Nach Bauchklang leerte sich der Platz vor der Seebühne fast bedenklich.

„Her Voice Over Boys“, so der volle Name des aus Anna Müller und Paul Wallner bestehenden Duos, vermochten aber auch ohne Vorschusslorbeeren zu überzeugen. Mit ihrem Club-Set machten sie den Karlsplatz ab 21.30 Uhr zum Dancefloor. Die treibenden Beats aus den diversen Drum-Computern wurden live durch einen Schlagzeuger ergänzt. Sehr gut. Und so füllte sich der Platz vor der Seebühne dann auch wieder recht schnell. So richtig einzigartig wird der Sound des Duos aber erst durch den eindringlichen Gesang der ehemaligen Herbstrock-Frontfrau – und der erlaubte auch das entspannte Zuhören auf den Parkbänken und Wiesen des Resselparks. Ein gelungener Abschluss der Outdoor-Bespielung.

Die Party danach

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Und dass der umjubelte Auftritt auch mit Visuals ergänzt wurde, ist nicht bloß eine Randbemerkung wert. Die minimalistische Lichtshow wurde auf eine passende Wand hinter der Bühne projiziert - auf die Karlskirche, deren nächtliche Beleuchtung dafür eigens ausgeknipst wurde.
Ab 23.00 Uhr verschwand das Popfest vom Karlsplatz dann in die drei in unmittelbarer Nähe gelegenen Spielstätten: Im Brut beim Künstlerhaus baten Francis International Airport zum Tanz, im Prechtlsaal in der TU liefertenChronic City einen energetisch-heißen Auftritt ab und am Balkon des Wien Museums gab die eigens für das Popfest ins Leben gerufene Formation "In jedem Mädchen ein Hafen", bestehend aus Meaghan Burke und Mimu Merz ihr Debüt.

Derart vielfältig geht es bis Sonntag weiter. Zu den bekannten Namen am Freitag gehören Giantree und das A.G. Trio, Monobrother und die Sex Jams. Am Wochenende reiten unter anderem Velojet, Atomique feat. P.tah & Con, König Leopold (Samstag) sowie Dawa und Ash My Love (Sonntag) auf der Hitzewelle.

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