Nova Jazz: Ende im Zeichen von Winehouse

Nova Jazz: Ende im Zeichen von Winehouse
Tag 2 der Nova Jazz & Blues Night ging in der Arena über die Bühne - nicht ohne Amy Winehouse zu gedenken, die ursprünglich am Sonntag auftreten hätte sollen.

Das Gedenken an Amy Winehouse bei der "Nova Jazz & Blues Night" am Sonntag war dann genauso bedrückend wie zu erwarten war: Hell erleuchtet, aber leer war die Bühne. Aus den Lautsprechern erklang "Back To Black". Mit diesem Innehalten würdigten die Veranstalter die am Samstag verstorbene Sängerin, die im Rahmen ihrer Tour am Sonntagabend eigentlich hätte bei der "Jazz & Blues Night " auftreten sollen.

Doch Winehouse war ohnehin den ganzen, verregneten Konzertsonntag lang in der Wiener Arena präsent: Die französische Sängerin Zaz widmete Winehouse ihre Hymne "Éblouie par la nuit", und damit einen der Highlights ihres Debütalbums.

Höhepunkt: Keziah Jones

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Auch live funktionierte die hochenergetische Neubetrachtung der Chanson-Tradition toll: Zaz, die junge Frau mit der großen Stimme, hüpft wie eine HipHop-Tänzerin, singt mit unerwarteter Reife und Finesse und spricht das Publikum fast durchgängig auf Französisch an. Aber nicht ganz: "Gemma!", schreit sie einmal, und die zahlreichen Regenhaut-Träger folgen erfreut. Zaz war heimlicher Höhepunkt des Festival-Abschlusstages, der in Wiesen geplant und nach der Tourabsage von Winehouse in die Wiener Arena verlegt worden war.

Der erwartbare Höhepunkt: Keziah Jones. Der Ausnahmegitarrist ließ sich auch von den Herbsttemperaturen nicht irritieren - wer so cool ist, braucht keinen Mantel. Aloe Blacc letztlich riss bereits im Intro seinen Hit "I Need A Dollar" an und punktete bei den stur gut gelaunten Fans mit tanzbaren Beats.

(Georg Leyrer)

Zaz: "Neue Piaf" gibt dem Chanson Fröhlichkeit

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Die "neue Edith Piaf" sehen Kritiker in Zaz. Doch die französische Sängerin gibt dem sonst melancholischen Chanson-Genre mit Latin-, Funk- und Blues- Einflüssen und Botschaften von Selbstbestimmung ein fröhliches Flair. Im KURIER-Interview erzählt die 31-Jährige, wie sie sich diese Lebensfreude erkämpft hat.

KURIER: Sie haben mit sieben Jahren angefangen, Geige zu spielen. Was hat Sie an diesem Instrument fasziniert?
Zaz: Ich war schon davor in einem Spezial-Kindergarten, der die musikalische Entwicklung gefördert hat. Danach haben mich die Eltern gefragt, ob ich aufs Konservatorium gehen will. Dafür bin ich sehr dankbar, weil das hat mir die Welt der Musik eröffnet. Für die Geige habe ich mich entschieden, weil ich ihren Klang geliebt habe, seit ich denken kann. Erst als sich meine Eltern getrennt haben, bin ich auf Klavier umgestiegen.

Warum gerade dann?
Meine Mutter ist nach der Scheidung nach Bordeaux gezogen, ich musste auf eine neue Musikschule gehen und dachte, da kann ich gleich ein neues Instrument lernen. Das war eine moderne Musikschule, und ich spielte mit Musikern aus den Bereichen Funk, Jazz, Blues und mit einer afro-kubanischen Band. Alle haben immer wieder gefragt, ob ich nicht auch mit ihnen singen will. Das habe ich gemacht und später dann auch Chormusik studiert.

In Bordeaux trainierten Sie auch sehr intensiv Kung Fu. Wollten Sie mit der Musik aufhören?
Ich hatte sehr viel Energie - und den Kopf immer irgendwo in den Sternen. Ich brauchte eine Methode, die Füße auf den Boden zu bringen. Dieses Training hat mir so viel geistige und körperliche Beweglichkeit gebracht. Außerdem Ausdauer und Teamgeist. Auch auf das Tanzen und mein Selbstvertrauen hat sich das sehr positiv ausgewirkt. Als ich 2006 nach Paris gegangen bin, musste ich leider damit aufhören, weil ich dort keinen Club mit dieser Philosophie gefunden habe. Aber ich würde sofort für ein Jahr mit einem Meister in die Berge gehen und weitermachen.

In Ihren Songtexten geht es oft um Selbstbestimmung, dass man sich nicht als Opfer sehen darf. Wie hängt das mit der Kung-Fu-Philosophie zusammen ?
Kung Fu ist eine fantastische Schule für das Selbstvertrauen und auch das Vertrauen in andere. Denn man berührt dabei ständig fremde Leute, wird von fremden Leuten berührt - mit starken Bewegungen, aber ohne einander zu schockieren. Wenn man sich als Opfer sehen will, wird es immer Gründe dafür geben. Sport ist ein gutes Mittel dagegen, weil er die selbe Motivation braucht: Wenn man erschöpft ist und zum Training soll, muss man sich aufraffen, sagen, ich gehe jetzt los. Das ist der erste Schritt, nicht mehr Opfer zu sein, sondern sein Leben in die Hand zu nehmen.

Hatten Sie davor Probleme mit dem Selbstbewusstsein ?
Als ich klein war, habe ich mich selbst gehasst. Irgendwann habe ich begonnen, mich selbst anzulügen. Ich habe in den Spiegel geschaut - mit den Augen voll Tränen - und gesagt: ,Ich liebe dich, ich liebe dich' und ,Ich werde glücklich'. Ich habe das immer wieder wiederholt.
Und es gibt einen Moment, wo es funktioniert und man sich selbst überzeugt hat. Der Mensch hat solch unglaubliche Fähigkeiten - man kann sich tatsächlich dafür entscheiden, glücklich zu sein.

Interview: Brigitte Schokarth

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