Kiss: Feuerspucker gibt Business-Tipps

Mit 25 Kilo "Rüstung" wird sich Kiss-Frontmann Gene Simmons Samstag um 21.00 Uhr in das letzte Konzert des "Rock in Vienna"-Festivals stürzen. Im KURIER-Interview erklärt der Bassist, warum er lieber bei den Rolling Stones wäre und jetzt Business-Tipps fürs Leben gibt.

KURIER: Was können wir von der neuen Kiss-Show erwarten?

Gene Simmons:Wir haben ein paar Millionen Dollar in LED-Schirme so hoch wie ein zehnstöckiges Haus investiert, noch mehr Hydraulik und noch mehr Feuer dabei. Zum Glück hat Kiss genug Geld dafür. Denn wenn die Leute schon 100 Euro ausgeben, um dich zu sehen, gib ihnen keinen Volkswagen, sondern einen Rolls-Royce.

Erst kürzlich hat Gitarrist Paul Stanley gesagt, es wird kein neues Kiss-Album mehr geben. Sie haben das sofort dementiert. Haben Sie deshalb Streit?

Nichts dergleichen. Wir sind seit eineinhalb Jahren auf Tour. Ich habe auf der Bühne eine 25-Kilo-Rüstung an, muss Feuer spucken und durch die Luft fliegen. Das ist anstrengend. Also sagen wir manchmal, wenn wir da mittendrin stecken, danach wollen wir gar nichts mehr tun. Aber wenn die Tour vorbei ist, werden wir das neu überdenken. Ich glaube, dass es schon noch ein weiteres Kiss-Album geben wird.

Wären Kiss ohne die Masken je so groß geworden?

Das kann ich nicht sagen. Aber ich kann Ihnen sagen, dass es einfacher wäre, bei den Stones zu sein. Denn da bräuchte ich nur eine Jeans, ein T-Shirt und Sneakers. Das ist schon viel bequemer.

Kiss haben so viel Geld, weil Sie den Namen geschickt vermarkten und vielerlei Firmen betreiben. Geht es Ihnen dabei darum, viel Geld zu machen?

Ja, natürlich geht es mir darum. Jeder Mensch will mehr Geld haben. Zu Beginn als ich in die Band kam, ging es mir darum, die Mädchen zu bekommen. Später nimmt dich die Musik ein und du bist stolz auf deine Songs. Und noch später merkst du, da kommt ja auch jede Menge Geld rein. Aber am Ende geht es um den Stolz, sagen zu können, das habe ich geschafft.

Sie sprechen immer wieder sehr unverblümt über politische Themen. Haben sie überlegt, in die Politik zu gehen?

Ich würde schon in die Politik gehen, aber ich würde mir mehr Macht wünschen. Demokratie, ist die beste Regierungsform, die wir haben. Aber sie ist chaotisch. Ich würde einen Deal mit den Leuten, die mich wählen, machen, würde sagen, ich will kein Geld, aber bestimmen können. Und dann würde ich alle Drogendealer und Kinderschänder zum Tode verurteilen. Dann wäre die Welt schnell viel sicherer.

Da bin ich anderer Meinung. Ich bin überzeugt davon, dass kein Mensch das Recht hat, einem anderen das Leben zu nehmen.

Aber wenn Sie eine Pistole hätten und einen Einbrecher überraschen, der Ihrem Kind den Hals aufschlitzen will, würden Sie ihn doch auch sofort umbringen?

Vermutlich würde ich das. Das moralische Recht dazu hätte ich aber trotzdem nicht.

Der Unterschied zwischen einem Pazifisten und denen, die für die Todesstrafe sind, ist nur die Wahrnehmung davon, wie nah die Gefahr ist. Meine Mutter war mit 14 im Konzentrationslager, ihre ganze Familie ist dabei ausgelöscht worden. Wenn ich da Präsident gewesen wäre, wäre ich sicher früher gegen die Deutschen in den Krieg gezogen, als sie über ihre Grenzen gegangen sind. 50 Millionen Menschen sind im Zweiten Weltkrieg gestorben. Wir wollen ja alle Frieden. Aber wenn man zu lange wartet, wird die Gefahr viel zu machtvoll.

Tut mir leid, Sie können mich nicht davon überzeugen, dass man Frieden mit Gewalt erreichen kann. Ich würde auch gerne noch über Ihr Buch "Me, Inc." sprechen. Geben Sie darin Business-Tipps?

Genau. Das ist ein Business-Buch über das Leben. Denn das Leben ist ein Business. Man muss Entscheidungen treffen, wenn man jung ist: Heiratet man? Dann braucht man ein Haus, ein Auto und Versicherungen, man muss Steuern zahlen. In der Schule wirst du darauf nicht vorbereitet. Da erzählt dir kein Mensch, was Steuern und Hypotheken sind. Und ein Kind kostet dich eine Million Dollar, bis es 18 Jahre alt ist. Also jung heiraten: Dumme Idee! Drogen, Alkohol: Noch dümmere Idee! Ich war in meinem Leben nie high oder betrunken.

Wie kommt das?

Meine größte Inspiration ist meine Mutter. Weil sie dieses schwierige Leben hatte, dachte ich, nicht das Recht zu haben, ihr derart das Herz zu brechen. Damit hat es angefangen. Und später fand ich, dass das ein gute Idee ist. Ich hatte mit 23 Jahren 23.000 Dollar gespart. Aber nur, weil ich mein Geld nie für Blödsinn wie Drogen ausgegeben habe. Die ruinieren dich, dein Konto und deine Familie. Ich habe mir mein erstes Auto erst mit 34 gekauft. Ich hätte es mir schon früher leisten können, aber ich habe es nicht gebraucht. Mein Tipp daher: Kauft die Dinge, die ihr braucht, nicht die, die ihr wollt!

Mit zwei Bühnen, die nebeneinander stehen und abwechselnd bespielt werden, wollen die Veranstalter des heuer erstmals stattfindenden Festivals "Rock in Vienna" eine Alternative zu den etablierten Festivals bieten. So müssen die Zuschauer keine langen Wege auf sich nehmen, um zu ihrer Lieblings-Band zu kommen. Denn von jedem Platz aus ist jeder Act zu sehen. Und weil die Bühnen abwechselnd bespielt werden, entfallen auch langwierige Umbaupausen. Kaum hat ein Act seine Show beendet, startet auf der anderen Bühne der nächste.

Die Highlights des Programms am Donnerstag (4. 6.) sind Body Count feat. Ice-T, A Day To Remember, Faith No More, Broilers, Metallica.

Am Freitag (5. 6.) werden Triggerfinger, Saint Vitus, Turbonegro, Danko Jones, Within Temptation, The Hives, Incubus und Muse, die ihr neues Album "Drones" mit im Gepäck haben, die Donauinsel rocken. Und am Finaltag (Samstag, 6. 6.) treten Heaven Shall Burn, Airbourne, Limp Bizkit, Sabaton und Kiss auf.

Eintrittskarten gibt es an der Abendkasse. Der Zutritt zum Gelände erfolgt über einen zentralen Eingangsbereich auf der Donauinsel zwischen der U6-Brücke und der Brigittenauer Brücke.

Alle weiteren Infos zum Line-up, den Anreise- und Campingmöglichkeiten unter www.rockinvienna.at.