Frequency: "Vier Tage Ausnahmezustand"

Frequency: "Vier Tage Ausnahmezustand"
Reportage: Zigtausende tummeln sich auf dem Festival-Gelände in St. Pölten. Rund 300 Menschen wurden bereits vom Roten Kreuz versorgt.

Tag eins am Frequency-Festival auf dem St. Pöltner VAZ-Gelände. Schon um 7 Uhr Früh wacht der Campingplatz langsam auf. Die Ersten klettern aus den Zelten und kämpfen mit den Nachwehen des Anreisetages. Dagegen hilft scheinbar nur ein Frühstück: Die Schlange zu Eierspeis und Semmel ist um 9 Uhr dementsprechend lang.

Auch Donnerstagvormittag reisen Festival-Fans an. Auf manchen Parkplätzen herrscht mittlerweile Anarchie; man parkt auf den letzten freien Flächen. Egal, ob andere Autos eingeparkt werden. Chaos herrscht auch auf dem Campingplatz: Viele von denen, die schon am Mittwoch angereist waren, zelten bereits außerhalb der Camping-Area. Einige haben ihre Zelte sogar am abschüssigen Traisenufer aufgeschlagen. "Es war einfach kein Platz mehr", sagen sie.

Sonne tanken

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Am Vormittag ist die Traisen fast voll besetzt. Auf den Steinen und im Wasser tummeln sich Hunderte Festival-Fans. Für die einen bringt das Bad im Fluss die ersehnte Abkühlung, andere putzen sich darin die Zähne und wieder andere wollen dort "einfach nur chillig" ausspannen.

"Camping ist der Zustand, wo der Mensch seine eigene Verwahrlosung als Erholung empfindet", sagt Andreas aus Horn. Er ist mit neun Freunden der "Freiwilligen Festltruppe" im ausgedienten Feuerwehrauto da. "Kurzurlaub, wo alles wurscht ist", lautet die Devise. Rundum in der ehemaligen Kopalkaserne, die als Caravaning-Areal dient, haben sich tausend Hardcore-Camper breitgemacht. Sie sind Selbstversorger - vom Stromaggregat über den Kühlschrank bis zur Polstersitzgruppe.

Ausnahmezustand

Frequency: "Vier Tage Ausnahmezustand"

"Vier Tage Ausnahmezustand", ruft Student Lothar aus Wien aus, der mit vier Freunden in einem alten Borgward-Wüstentruck angereist ist. Daneben zapfen Bayern gerade an - "urgeil, he" . Auch Italiener sind da, Ungarn und
Tschechen. Absolute Exoten: Lora und Chris aus Neuseeland genießen Pop-St. Pölten auf einer Europatour. "So etwas gibt es bei uns nicht." Mittendrin in der schrillen Szenerie löffeln vorm Wohnmobil Manager Karl Heinz Wachsenegger aus Baden und sein Sohn kreuzbrav Suppe. "Ich hab das dem Manuel als Firmungsgeschenk versprochen."

Festival-Manager Harry Jenner ist selig. "Heute Abend sind wir ausverkauft. Soll heißen: 140.000 Fans bis Sonntag." Das Rote Kreuz war schon gefordert, noch bevor die Konzerte begonnen haben: Es verzeichnete mehr als 300 Einsätze - vor allem wegen Wespenstichen.

Englische Ticketfälscher gefasst: Fünf in U-Haft

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Kriminalität gibt es bei einer dermaßen großen Menschenmenge freilich auch. Die Herren waren mit 45 bis 60 nicht gerade im Festivalalter, aber dafür war ihre Schwarzware "täuschend echt", wie ein Ermittler berichtet: Mittwochabend gelang es der St. Pöltener Polizei, fünf englische Kriminelle zu schnappen, die gefälschte Tickets für das Frequency-Festival verkauften. Insgesamt waren es sieben Briten, die am Parkplatz des Merkur-EKZ potenzielle Fans mit leicht verbilligten Eintrittskarten (Normalpreis 120 Euro) köderten.
Sowohl Verkaufsort wie auch die angebotene Menge erschienen verdächtig. Veranstalter und Polizei wurden informiert. Um 20 Uhr griff ein Einsatzteam nach kurzer Überwachung zu. Fünf der Verkäufer wurden gefasst, einem gelang zu Fuß die Flucht und ein anderer raste mit einem in Bratislava gemieteten Auto davon. Von den Polizisten wurden Falsifikate im Wert von 10.000 Euro sichergestellt. Die fünf Engländer wurden wegen Betruges in U-Haft genommen.

Es dürfte sich um eine Fälscherbande handeln, die europaweit bei Popfestivals unterwegs ist. Diesbezüglich steht die Kripo mit deutschen und slowakischen Kollegen im Kontakt. Eintrittsarmbänder hätte man mit den Falsifikaten aber nicht gekriegt, weil die fortlaufenden Nummern nicht korrekt waren.

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